Dieses Buch ist die dritte, gründlich überarbeitete Auflage. Es ist ab sofort im Handel, im Internet (booklooker), oder im tredition Verlag erhältlich und zwar als
Paperback für 14,00 € ISBN 978-3-347-19807-4
Hardcover für 21,50 € -19808-1
oder e-Book für 2,99 € -19809-8
Unsere Schulen
machen aus uns Untertanen
und verhindertn selbständiges Denken
Themen
Vorwort
1. Briefserie
a) geistige Entwicklung eines Kindes
1. Gespräch
2. Briefserie
b) Die Eltern
2. Gespräch
3. Briefserie
c.) Die Gesellschaft (Der Staat)
3. Gespräch
d.) Die Schule (derzeitiger Zustand)
e.) Die Schule (Zukunft)
Vorwort
Warum wir als Originale geboren werden und meistens als Kopien sterben.
Arno Gruen
Jedes Kind, das in die Schule kommt, geht da mit Begeisterung hin. Aber wie schnell weichen diese Begeisterung Enttäuschung und oft totaler Frustration? Können Sie sich noch selbst an Ihre Schulzeit erinnern? Erlebten Sie – im normalen Unterrichtsalltag – jemals wirklich Glück und Begeisterung über das, was in der Schule ablief? Oder gar über das – mit wenigen Ausnahmen -, was Ihnen die Schule „anbot“? Bekommen Sie die ständig steigenden Klagen der Industrie, als auch der Universitäten mit, über den Mangel an ausreichenden Voraussetzungen, die angestrebte Lehre oder das Studium mit Erfolg angehen zu können?
Es führt einfach kein Weg an folgender Erkenntnis vorbei: die mangelhaften bis teils katastrophalen Ergebnisse unseres allgemeinen Bildungssystems zeigen sich immer deutlicher. Ja inzwischen gelingen sogar die Grundaufgaben einer allgemeinbildenden Schule, nämlich die Vermittlung der Kulturtechniken, wie Lesen, Schreiben und Rechnen, nicht mehr ohne Probleme. Dies beweisen Pisa-Studien und eine neueste Studie der DIHK.
Dieses sind Belege genug und könnten eigentlich nicht länger überhört bzw. weitgehend ignoriert werden. Aber die angedachten Maßnahmen können, eher sollen, die wirklichen Ursachen des Problems nicht beseitigen. Welche sind aber diese Ursachen, bzw., was geht hier eigentlich schief? Oder noch anders ausgedrückt, welches verfehlte Denken bewirkt dies alles?
Schulen gibt es ja nicht erst seit „gestern“, ganz im Gegenteil. Aber der Grundgedanke aller Bemühungen Kindern und Jugendlichen Kenntnisse zu vermitteln, lautete; die Kinder „wissen nichts“ und es ist Aufgabe der Erwachsenen, diesen all das Wissen „mitzugeben“, was die jeweilige Gesellschaft für erforderlich hielt und hält. M.a.W., nicht die Interessen der Kinder, oder gar deren Bedürfnisse, geschweige denn deren Voraussetzungen wurden beachtet und in die Bemühungen einbezogen, sondern alleine die Interessen der Erwachsenenwelt.
Kinder hatten und haben bis heute alle Inhalte zu „schlucken“, die ihnen die Gesellschaft vorgibt. Dabei kam noch ein weiteres hinzu. Ma´u (ab hier immer für man/frau) war überzeugt, dass Kinder diese Inhalte durch memorieren und/oder Anwendung des logischen Denkens am besten lernen. Diese Praxis wurde insbesondere durch die Organisation des Lernens im sog. Frontalunterricht realisiert. Alle diese Umstände haben sich bis heute nicht wirklich verändert. Was aber ist an diesem Denken, das auch noch der heutigen Schule zugrunde liegt verfehlt?
Die Kritik an diesem Denken ist aus zwei Richtungen zu führen:
1. hat und hatte ma´u denn tatsächlich eine „richtige“ Vorstellung vom Denken und Lernen (?) und
2. welche Art von gesellschaftlicher Realität steht hinter diesem Denken und soll den Kindern durch die vorgegebenen Lerneinrichtungen aufgezwungen werden?
Zu 1. Wie ma´u längst aus der Psychologie (insbesondere Jean Piaget, aber auch andere) weiß, ist Memorieren alleine eine Erinnerungsleistung, aber keine Denkleistung. Dazu kommt, dass die alleinige Favorisierung der Logik unser Denken verarmen lässt. Ma´u kann Logik zwar gut zu gebrauchen, um schon bekannte Sachverhalte zu korrigieren und zu klären, aber niemals um neue Umstände hervorzubringen. Die Psychiaterin G. Roggendorf hat diese Umstände mit folgendem Zitat sehr deutliche ausgedrückt: „Das Denken der Kinder wird beschränkt und verarmt, wenn man sie in ihrem gesamten Schulleben ausschließlich auf Faktenmemorieren und logisches Denken drillt. Das kommt … einer geistigen Verstümmelung gleich“! Deutlicher kann ma´u die ja beabsichtigte Wirkung eines so strukturierten Bildungssystems nicht charakterisieren. Wieso aber ist diese Wirkung beabsichtigt?
Das zeigt uns der Punkt 2: Die Grundlage aller großen Kulturen ist seit ca. 6000 Jahren Patriarchales Denken und Handeln. Damit ist gemeint, dass alle diese Gesellschaften bis heute vor allem und zuerst machthierarchisch organisiert waren und sind. In solchen Gesellschaften war und ist eines unbedingt zu verhindern, selbständiges Denken. Solches Denken würde immer und hat es auch zu allen Zeiten – wenn es denn ausnahmsweise vorkam -, diese Hierarchie und damit die herrschenden Machtverhältnisse in Frage gestellt. Daher wurde und wird es bis heute direkt oder indirekt bekämpft. Also wurden und werden Schulen (mit Ausnahme einiger Privatschulen) so organisiert, dass sie genau solches Denken verhinderten und immer noch verhindern.
Die Schule war und ist ein Zwangssystem. Es
erzieht Kindern ihren Bewegungsdrang ab,
unterwirft sie dem Diktat der Uhr,
bringt sie mit Menschen zusammen, die sie selten bis gar nicht gewählt hätten und
setzt ihnen Lehrer*innen vor, die sie ebenso selten selbst wählen würden.
Darüber hinaus müssen sie Inhalte erlernen, die sie wenig bis gar nicht interessieren und
die sich daher auch nicht wirklich mit ihnen verbinden.
Alle diese Umstände führen immer nur zu Anpassung, bzw. Unterwerfung unter die Zwänge des Systems und damit letztlich zu Konformismus und Gehorsam. Oder m.a.W. nach wie vor zu Untertanen. Die Schule entsprach und entspricht in Aufbau und Organisation genau diesem Denken und dieser leider nicht überholten Weltanschauung überhaupt.
Heute ist aber der alles entscheidende Unterschied, dass sich in den letzten Jahrhunderten die Staatsform zur Demokratie weiterentwickelte?! Es wurden aber trotz dieser politisch grundlegenden Veränderung genau diese eigentlich obrigkeitlichem Denken verpflichteten Prinzipien in die heutige Schulorganisation übernommen. Ja ma´u hat sie sogar mit der neuen Hochschulreform auch den Universitäten aufgezwungen.
Immer noch ist die weitaus überwiegende Unterrichtsform Frontalunterricht und selbst in reformansetzenden Versuchen, wie z.B. Gruppenunterricht oder Projektunterricht legen die LehrerInnen durch die Lehrpläne verpflichtet Inhalte und Ziele fest.
Nun könnte ma´u einwenden, diese Kritik an den gegebenen Umständen sei die Meinung eines Einzelnen, die durch nichts zu belegen sei. Aber spätestens seit den leider immer noch kaum beachteten Forschungsergebnissen von Jean Piaget u.a. ist eine solche Kritik schlicht widerlegt. Diese Ergebnisse zeigen eindeutig, dass diese Art der Organisation von Unterricht, die vorgegebenen Inhalte und die Art der Vermittlung, an den Bedürfnissen der SchülerInnen und StudentInnen völlig vorbeigehen. Vor allem aber können sie nur zu Konformismus und Gehorsam führen. Das ist für ein demokratisches Gemeinwesen ein schlichter Skandal. Die Folgen, bzw. Folgekosten dieser verfehlten Schul- und Bildungspolitik –
weitgehende Ineffizienz des Unterrichts,
immer weiter anwachsende Verweigerung der SchülerInnen diesem Unterricht gegenüber,
ausufernde Aggression in der Schule und an der Ausbildung Gescheiterter,
steigende Sozialleistungen an nicht Ausbildungsfähige,
umfassende Manipulierbarkeit der Bürger,
um nur einige besonders auffällige zu nennen – laufen immer mehr aus dem Ruder. Sie dürften sich noch stetig weiter steigern, wenn nicht endlich grundlegende Reformen eingeleitet werden.
Auf den folgenden Seiten wird gezeigt, warum eine im Kern aller gesellschaftlichen Organisationsformen immer noch patriarchal machthierarchisch organisierte Gesellschaft wirklich grundlegende Reformen bisher verhindert hat. Aber auch, warum eine solche unabdingbar zu fordern ist. Auf den letzten Seiten werden die möglichen, vor allem aber nötigen Grundzüge einer „Schule“, die an den Voraussetzungen, Bedürfnissen und Wünschen von Jugend orientiert ist entwickelt. Eine solche Schule kann autonome, selbstbewusste, aber auch selbstverantwortliche Menschen hervorbringen helfen.
Diese können auch dann ein demokratisches Gemeinwesen mit Leben erfüllen und endlich ihren grundgesetzlichen Auftrag annehmen. Nämlich eine eigene politische Willensbildung zu praktizieren. Vor allem aber können nur solche Menschen Alternativen entwickeln, um unser Überleben generell zu sichern. Es ist ja nicht unbekannt, dass das durch die immer deutlicher werdenden Folgen der kapitalistisch bedingten Globalisierung massiv bedroht ist.
Die folgende Darstellung erfolgt in einer Reihe von Briefen und dreier ausführlicher Gespräche zwischen einem Opa und seinem Enkel.
Garteis im Herbst 2017
2. Auflage Garteis im Sommer 2019
2.Vorwort
Schon seit geraumer Zeit erreichen mich Hinweise, dass meine Bücher für viele Menschen schwer zu lesen sind. Danach hat das damit zu tun, dass ich
erstens meine Gedanken in zu langen Sätzen „unterbreite“,
zweitens der Verlauf eines Gedankenganges zu überlangen Abschnitten führt und
drittens, dass ich manchmal zu viele Fremdworte verwende, ohne diese zu erklären.
Es ist meine Absicht, sowohl in den ab jetzt folgenden Überarbeitungen, aber auch neuen Veröffentlichungen diese Hinweise ernst zu nehmen. Das hat zur Folge, dass ich
erstens ab hier auf diese Hinweise eingehe. Und zwar in dem Sinne meine hier unterbreitete „Sprache“ zugänglicher zu machen. Allerdings kann ich natürlich nur hoffen, dass mir das gelingt. Im eigenen Kopf ablaufende Sätze zu verändern, ist eben gar nicht so einfach.
Zweitens werde ich natürlich hier die Gelegenheit nutzen auch in der Zwischenzeit entstandene neue Erkenntnisse mit aufzunehmen.
Insgesamt kann ich nur hoffen, dass es mir gelingt, beiden Absichten gerecht zu werden. Meine „zukünftigen“ Leser*innen werden sich darüber ihr eigenes Urteil bilden.
3. Auflage Garteis im Herbst 2020
Drittes Gespräch
d) Die Schule derzeitiger Zustand
Opa und Thomas sitzen nach einem guten Frühstück und bei schönem Sonnenschein auf der Terrasse.
Opa beginnt. Na Thomas, wie Du mir schon berichtet hast, war Deine Fahrt „kurz und schmerzlos“. Wir haben uns ja schon über das Eine und Andere bei der Rückfahrt vom Bahnhof gestern Abend unterhalten. Eigentlich können wir direkt mit dem letzten Teil unseres Klärungsversuches der schulischen Umstände und Bedingungen beginnen, nämlich der Schule selbst. Oder hast Du vorab noch eine andere Frage?
Thomas überlegt einen Moment: Eigentlich nicht. Auch von meiner Seite können wir loslegen. Ich bin ja schon ziemlich gespannt, was da noch so alles zum Vorschein kommt.
Opa: Na ja Thomas. Da wir uns ja zunächst mit dem derzeit vorhandenen Zustand der Schule beschäftigen wollen, werden hier vorerst wohl keine so besonderen Umstände zu Tage kommen. Vor allem wohl keine, die Du nicht auch kennst. Zumindest könnte man das meinen. Aber lasse Dich überraschen. Beginnen wir also bei der Überlegung zum Zustand der Schule mit dem, was sich geändert hat, als auch mit dem, was weitgehend, zumindest vom Grundansatz her, gleich geblieben ist.
Thomas: Ja natürlich. Aber wenn ich mir das so ins Gedächtnis zurückrufe, was Du mir über die Anfänge der allgemeinbildenden Schule so alles gesagt hast, finde ich kaum etwas, wo ich sagen könnte, das wäre mit dem früheren Zustand zu vergleichen, oder sehe ich da was falsch?
Opa leise lächelnd: Ja Thomas, das hängt immer davon ab, von welchem Standpunkt aus man das Ganze betrachtet. Da grundsätzlich alles relativ ist, muss man auch hier erst mal den alternativen Standpunkt finden und angeben, denkst Du nicht auch?
Thomas etwas erstaunt: Also diese letzte Bemerkung verstehe ich aber überhaupt nicht. Wieso ist denn, wie Du sagst, alles relativ? Gibt es denn keine eindeutigen Sachverhalte? Kann man denn wirklich zu allem auch Alternativen finden? Das ist aber sehr beunruhigend.
Opa ernst: Aua, mein lieber Thomas, da machst Du aber jetzt ein ganz neues und darüber hinaus auch noch ein ganz großes „Fass“ auf. So lange Menschen darüber nachdenken, ob das was sie wissen sicher oder relativ, also unsicher ist, streitet man sich darüber und dieser Streit ist bis heute keineswegs wirklich beendet, ganz im Gegenteil. Nur soviel dazu: im letzten Jahrhundert wurde immer klarer, dass alles was wir wissen abhängig ist von der jeweiligen Ontogenese – die Linien und Weltsichtebenen lassen grüßen -, von der An- bzw. Einsicht der jeweiligen Kultur und der damit zusammenhängenden jeweiligen Interpretation von Welt. Diese nämlich ist von Kultur zu Kultur sehr unterschiedlich.
Aber nicht zuletzt, ja sogar besonders wichtig, hängt das was wir Wahrheit nennen von den Interpretationsfähigkeiten, vor allem aber sprachlicher Bestimmungen der jeweiligen Sprache ab. Diese orientiert sich in der Regel an unseren Absichten mit dem Sachverhalt, aber nicht an der Sache selber. Vielleicht erinnerst Du Dich an das, was ich Dir über die Zusammenhänge zwischen Be-Griff und Begriff gesagt habe. Da kommt diese unsere Be-Absichtigung ja deutlich zum Vorschein. Aber Thomas, über diese Zusammenhänge und Meinungen dazu gibt es ganze Bibliotheken. Wenn Dich das Thema wirklich interessiert, sollten wir uns mal zu einem anderen Zeitpunkt darüber unterhalten. Vielleicht nur so viel noch zum Schluss:
alle Aussagen sind letztlich so was wie Anweisungen sich in dem Sinne mit der Sache zu beschäftigen, wie es in der Aussage angegeben ist. Wenn ich dann damit das gleiche Ergebnis erreiche, wie es die Aussage meinte, dann war sie richtig. Den Begriff Wahrheit sollte man lieber meiden, weil die immer von allen möglichen Bedingungen abhängt, die nie wirklich letztlich klar zu bestimmen sind.
Thomas nachdenklich: Also so ganz verstanden habe ich das nicht. Das scheint auch wieder mal ganz schön kompliziert zu sein. Aber letztlich sagst Du doch, dass es keine eindeutigen Sachverhalte gibt, oder sehe ich das falsch? Und jetzt fast erschrocken Aber gibt es denn wirklich keine Wahrheit? Ja auf was kann man sich denn dann letztlich wirklich einlassen?
Opa immer noch sehr ernst: Wahrheit war und ist immer das, was wir gemeinsam glauben. Über das also eine zwischenmenschliche Übereinstimmung besteht. Wie uns aber die Geschichte ganz deutlich zeigt, hat sich das schon immer geändert und wird dies auch weiter tun. Das gilt sogar für wissenschaftliche Wahrheiten. M.a.W., wenn wir uns sowohl gemeinsam, als auch in der Gesellschaft auf bestimmte Umstände einigen können, auf denen wir etwas Gemeinsames aufbauen können, können wir getrost von unserer Wahrheit sprechen.
Aber es ist ganz ungeheuer wichtig, dass wir uns immer auch bewusst sind: das ist nur unsere Wahrheit und dazu noch eine vorläufige. Die kann sich jederzeit wieder ändern und unser Nachbar oder das benachbarte Volk hat seine eigenen Wahrheiten. Und jeder Mensch und jedes Volk hat jedes Recht seine oder ihre Wahrheit zu haben. Gerade diese letzte Einsicht ist ganz besonders wichtig. Was glaubst Du, wie viele Kriege schon geführt wurden, weil der/die Eine oder das eine Volk meinte das Recht zu haben, diese seine oder ihre Wahrheit den Anderen aufzuzwingen? Aber eine absolute, oder philosophisch gesagt, die Wahrheit „an sich“, gibt es für uns Menschen nicht.
Thomas immer noch sehr nachdenklich: Also nochmals, dass ich das auch richtig verstehe, denn das scheint mir doch sehr wichtig zu sein. Wahrheit „an sich“, oder in einem absoluten Sinne gibt es für uns Menschen nicht. Aber eine Wahrheit im Sinne einer gemeinsamen Überzeugung, die gibt es sehr wohl, richtig? Aber wieso schränkst Du das jetzt schon wieder auf uns Menschen ein? Gibt es denn wo anders oder für etwas anderes eine solche Wahrheit „ an sich“?
Opa jetzt etwas lächelnd: Sehr gut, Du registrierst schon ganz gut solche Feinheiten, wie die eben mit uns Menschen. Eine Wahrheit „an sich“, darüber war man sich schon immer einig, kann es wenn überhaupt nur bei Gott geben. Aber Du weißt vielleicht schon, dass man heute zumindest wissenschaftlich – und die Philosophie erhebt ja den Anspruch eine Wissenschaft zu sein – so nicht mehr argumentieren kann. Aber wenn Du verstanden hast, wie und warum es zwischenmenschlich sehr wohl Wahrheiten im Sinne gemeinsamer Überzeugungen geben kann, dann ist das schon ganz wichtig. Vergiss dabei nur nicht die Rechte anderer Menschen auch ihre Wahrheiten haben zu können. Aber lass uns jetzt bitte zur Schule zurückkehren.
Thomas: Ja natürlich. Aber wenn man sich mit Dir unterhält, kommen halt immer wieder so besondere, fast unbekannte Dinge zum Vorschein, die einen dann nicht einfach so wieder loslassen. Die will man dann doch etwas genauer wissen.
Opa jetzt fast lachend: Danke für die Blumen. Aber es gibt halt so gut wie gar nichts, das bei genauerem Hinschauen so einfach zu beantworten wäre. Und mir geht es hier gerade in diesem Gespräch mit Dir auch darum, Dir dies immer wieder an solchen Zusammenhängen deutlich zu machen. Was ich dabei aber sehr erfreulich finde ist der Umstand, dass Du schon richtig gut geworden bist, solche manchmal nicht immer auf Anhieb erkennbaren Hinweise wahr zu nehmen und danach zu fragen.
Thomas strahlend: Danke Herr Blumenhändler.
Opa jetzt laut lachend: Mensch Thomas, Du hast ja auch schon richtig Humor! Toll. Bewahre Dir den dringend. Damit kann man vieles im Leben leichter regeln, aber oft auch leichter ertragen. Also, jetzt aber zurück zur Schule. Kommen wir zunächst zu dem was heute ähnlich an der Schule ist, oder auch anders gegenüber früher. Beginnen wir bei den wichtigsten Unterschieden. Heute sind Schulen in der Regel gut auf ihre Anforderungen eingestellt. Also sowohl die Gebäude, die Ausstattung und vor allem die Ausbildung der Lehrer*innen lässt sich überhaupt nicht miteinander vergleichen. Darüber hinaus sind vor allem die Klassen wesentlich kleiner und praktisch immer reine Jahrgangsklassen.
Allerdings war dieser Zustand in den 70er, 80er und 90er Jahren schon mal besser. M.a.W., die Zahl der Lehrer*innen wurde aus finanziellen Gründen wieder zurückgefahren, so dass die Zahl der SchülerInnen pro Klasse wieder etwas anstieg. Natürlich haben sich auch sowohl die Anzahl der Fächer wesentlich erhöht, als auch die Inhalte erweitert. Vor allem wird jetzt grundsätzlich in jeder Schulart mindestens eine Fremdsprache unterrichtet. Wichtig ist auch die Einführung berufsvorbereitender Inhalte und Praktika in der Haupt-, Realschule und so viel ich weiß auch in der Gesamtschule. Darüber hinaus gibt es neuerdings immer mehr Ganztagsschulen. Aber da Du das ja selbst jeden Tag beobachten, oder zumindest bei Gleichaltrigen erfragen kannst, will ich da nicht näher darauf eingehen.
Thomas: Ja natürlich, ich kann ja wirklich jeden Tag sehen, was im Vergleich zu dem was Du mir über die Schule früher gesagt hat, anders, vor allem besser ist.
Opa: Ganz recht. Aber gerade in den von mir eben aufgezählten neueren Umständen gibt es auch Folgen, die ich nicht als positiv beurteile. Um das zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass der Schule ja nur eine bestimmte Anzahl von Wochenstunden zur Verfügung stehen. Dies erweist sich dann besonders wichtig, wenn es sich auch noch um Mittelpunktschulen in ländlichen Regionen handelt. Da werden ja die Schüler*innen oft über recht ordentliche Entfernungen mit Bussen gefahren, um die Schule zu erreichen. Da durch die eben erwähnte Erweiterung der Fächer und Schwerpunkte ja dringend neue Stunden gebraucht werden, muss man die an anderer Stelle einsparen. Dies geht praktisch immer zu Lasten der praktischen und musischen Fächer. So gibt es praktisch kein künstlerisches Werken mehr. Der Musik und dem Kunstunterricht werden die Stunden gekürzt und in manchen Jahrgängen ganz gestrichen usw. M.a.W., die Schule wurde und wird immer noch kopflastiger.
Der meiner Meinung nach dringend gebotene Ausgleich in praktischer Tätigkeit und musischer Bildung wird immer weiter zurückgedrängt. Kinder scheinen für Bildungstheoretiker, die solches beschließen, nur aus Köpfen zu bestehen. Diese gilt es dann mit Hilfe des berühmten Nürnberger Trichters bis zum Überquellen voll zu stopfen. Meiner Meinung nach liegt hier ein weiterer Grund warum sich Kinder gegen diese Entwicklung immer mehr zur Wehr setzen.
Thomas: Bei dieser Analyse muss ich Dir aber voll zustimmen. Vor allem die Tage, an denen kein solches Fach wie Sport oder Kunst im Stundenplan vorkommt, ziehen sich wie Kaugummi. Die sind manchmal unerträglich. Und wenn dann auch noch eine Häufung von Hauptfächern zusammenkommt, wird es besonders schlimm. Ich bin dann manchmal hinterher völlig alle. Ich merke auch, dass mir dann gegen Ende eines solchen Tages einfach die Konzentrationsfähigkeit abhanden kommt. Da geht einfach nichts mehr.
Opa nickt nachdrücklich: Das kenne ich nur zu gut. Das ging mir selbst schon als Schüler so. Und an der Schule konnte man das täglich beobachten. Mir taten die Schüler da manchmal richtig leid. Besonders auffällig ist der Unterschied eben dann, wenn eine Klasse vom Sport oder dem Kunstunterricht kam. Da merkte man den Unterschied sofort. Aber wie Du merkst, sind wir eigentlich mehr oder weniger ohne Ankündigung schon in den negativen Bereich des Schulalltags geraten.
Thomas: Ja ganz recht. Aber wie ließe sich denn das alles ändern?
Opa: Bevor wir darauf eingehen können, müssen wir ja erst noch richtig die eigentlich negativen Seiten des heute üblichen Unterrichtens aufzeigen.
Thomas mit großen Augen: Wie, das sind sie noch gar nicht? Es gibt noch Schlimmeres? Aber das kenne ich ja gar nicht.
Opa leicht lächelnd: Nur mal langsam. Es gibt natürlich nicht noch Schlimmeres. Das was so der Alltag der Schule ist, ist ja wie wir gerade bemerkt haben schon schlimm genug. Was ich meine ist was Anderes. Wir müssen uns erst mal genau ansehen, was da eigentlich das „Schlimme“ als Problem ist? Was ist das eigentlich, was alle als mehr oder weniger schlimm, sprich langweilig, kontraproduktiv und nicht zuletzt meist erfolglos empfinden und erleben?
Thomas: Ah jetzt verstehe ich was Du meinst. Also wenn ich das jetzt richtig sehe, meinst Du als eigentliche Ursache des Problems die Art und Weise, wie der Unterricht so abläuft, richtig?
Opa nachdrücklich: Ganz recht, genau darum geht es.
Thomas ganz erstaunt: Aber wie soll man denn Unterricht anders gestalten? Ich kann da beim besten Willen keine Alternative erkennen. Du etwa?
Opa lachend: Ja natürlich. Warum glaubst Du denn machen wir uns diese ganze Mühe? Ich will Dir doch helfen zu verstehen, warum die Schule für Dich und andere Kinder so frustrierend ist. Das hast Du mir ja schon sehr deutlich geschrieben. Und dann natürlich um Dir mögliche, eigentlich dringend nötige Alternativen aufzuzeigen.
Thomas erfreut: Die gibt es wirklich? Na dann aber los.
Opa noch mehr lachend: Nun mal langsam mit den jungen Pferden. Erst müssen wir uns doch anschauen, wo die Probleme eigentlich liegen, oder nicht?
Thomas etwas gebremst: Au ja, ja natürlich. Da bin ich mal wieder zu voreilig gewesen.
Opa: Macht doch überhaupt nichts. Das ist das Privileg der Jugend, wie man so schön sagt. Aber jetzt ganz konkret. Du erinnerst Dich sicher noch welche Staatsform bestand, als die Schule eingeführt wurde?
Thomas: Natürlich, das Kaiserreich.
Opa: Genau. Und in solchen Staatsformen sind Bürger keine Bürger sondern Untertanen, richtig?
Thomas: So weit ich aus der Geschichte weiß, ist das so richtig.
Opa: Das ist seit Beginn der Zivilisation schon immer so gewesen, das kannst Du mir ruhig abnehmen. Du hast aber sicher schon in Historienfilmen gesehen, wie das organisiert ist, wenn sich Obrigkeit und Untertanen gegenübertraten, vor allem in den sog. Audienzräumen?
Thomas etwas nachdenklich: Warte mal. Ist das nicht immer so, dass dann die Herrscher irgendwie erhöht auf irgendwelchen Thronen oder Podien sitzen und das Volk ihnen gegenüber, sozusagen unten?
Opa: Ganz genau. Genau so lief das immer ab, wobei die Abstände zwischen Herrschern und Untertanen oft sehr groß waren. Kennst Du übrigens Umstände, wo das heute immer noch so ist?
Thomas etwas erstaunt: Wie, das gibt es heute immer noch? Da fällt mir gar nichts dazu ein.
Opa: Na denk doch mal nach. Ihr geht doch ab und zu mal auch zur Kirche?
Thomas jetzt völlig perplex: Aber ja, da ist das eigentlich ganz genau so. Aber hat denn das den gleichen Grund? Wir sind doch keine Untertanen der Kirche, oder doch?
Opa ernst: Ja und nein. Erinnere Dich, was ich Dir über das mythologische Denken sagte. Die Grundlage dieses Denkens bezogen auf die Gesellschaft, war und ist die Hierarchie. Man wird zwar von der Kirche nicht mehr als Untertan wie früher betrachtet, aber keineswegs als gleichberechtigter Partner. Das hierarchische Gefälle existiert im Denken der Kirche nach wie vor und wird auch noch genau in der gleichen Weise zum Ausdruck gebracht. Nämlich durch Konfrontation sozusagen, und erhöhter Stellung der PriesterInnen, vor allem und gerade in der Predigt, nämlich dann wenn sie von der Kanzel her erfolgt.
Thomas sehr erstaunt: So habe ich das noch nie gesehen. Aber ich kann Dir da nicht wirklich widersprechen. Das scheint wirklich so zu sein. Aber jetzt muss ich Dich doch fragen, was hat denn das mit der Schule zu tun?
Opa etwas erstaunt: Kannst Du das nicht sehen? Stehen oder sitzen denn die LehrerInnen im Unterricht nicht noch immer der Klasse gegenüber? Habt Ihr denn nicht immer noch in aller Regel Frontalunterricht?
Thomas völlig betroffen: Ja schon. Aber hat das denn wirklich immer noch den gleichen Grund?
Opa: Ja was denkst Du denn? Du musst vor allem noch ein Zweites bedenken, das noch weniger deutlich dahinter steckt, weil es „schon immer so war“. Herrscher oder Priester, die dem Volk gegenüberstehen und ihm sagen, wie und vor allem wohin es zu gehen hat, bringen ja damit noch was anderes zum Ausdruck: Ich weiß was für Euch richtig ist, denn ich weiß sozusagen alles, vor allem aber alles besser als Ihr.
Thomas jetzt fast aufgeregt: Aua, jetzt kapiere ich erst richtig, worauf Du wirklich hinaus willst. Aber natürlich, das ist es. Immer noch stehen LehrerInnen vor der Klasse und vermitteln den Eindruck, ja betonen dies auch sogar manchmal: ich weiß, von was ich da rede, ihr aber nicht. Mein lieber Mann, jetzt gehen mir erst so einige Lichter auf.
Opa: Ja, jetzt hast Du das Problem erkannt. Genau darum geht es mir. Bedenke nochmals, wann die Schule eingeführt wurde. Damals war dies im Sinne der Obrigkeit sowohl für diese, also ihre überlegene Position, als auch zur Stabilisierung und Absicherung dieser ihrer Position, unbedingt erforderlich und daher auch legitim, zumindest in ihrem Sinne. Aber in einer demokratisch verfassten Staatsform ist die Beibehaltung dieser Unterrichtsmethode schlicht ein Skandal. Unser schon bekannter Herr Piaget hatte das sehr deutlich erkannt. Er erklärte unmissverständlich, dass die sozialen Wirkungen einer solchen Unterrichtsmethode zu Konformismus, also schlichte Anpassung und Gehorsam führt.
Aber nicht zu einer Kooperation, die von wechselseitigem Austausch und gegenseitiger Kontrolle gekennzeichnet ist. Und genau diese Art von Kooperation ist die entscheidende Voraussetzung und Bedingung der Entwicklung der Autonomie. Also das, was erst einen selbständigen Menschen ausmacht und zwar im Leistungs- wie im Sozialbereich. Aber eine psychiatrische Ärztin namens G. Oppermann hat das ganze vor einiger Zeit noch drastischer formuliert, was ich Dir ja auch schon in Ansätzen geschrieben habe. Sie sagte in einem Vortrag: “Das Denken der Kinder wird beschränkt und verarmt, wenn man sie in ihrem gesamten Schulleben ausschließlich auf Faktenmemorieren und logisches Denken drillt. Das kommt meiner Meinung nach einer geistigen Verstümmelung gleich“!
Thomas: Au ja, danach wollte ich Dich ja noch näher fragen, was die Dame damit meint.
Opa wieder sehr ernst: Das Ganze ist sicherlich etwas hart formuliert, aber in seiner Wirkung wohl ziemlich genau beschrieben. Denn, wie ich Dir ja schon geschrieben habe, bewirkt memorieren von Fakten bestenfalls Faktenwissen. Aber keine Erkenntnis und das Letztere sollte doch wohl die Absicht von Lernen sein, oder nicht? Thomas nickt nachdrücklich.
Noch gravierender in seiner Auswirkung ist allerdings die unbedingte Dominanz der Logik, die durch die Schule so unumschränkt durchgesetzt wird. Logik ist zwar sicher eine wichtige Form des Denkens. Aber erstens ist sie nicht die einzige Form des Denkens, ganz im Gegenteil und zweitens legt sie uns viel zu einseitig auf schon bekannte Umstände fest. Denn nur innerhalb dieses Umfeldes kann sie sich entwickeln, kannst Du das nachvollziehen?
Thomas etwas ratlos: Irgendwie nicht.
Opa: O.k., fangen wir von vorn an. Was verstehst Du unter Logik?
Thomas etwas verlegen: Eigentlich weiß ich es nicht, kannst Du es mir erklären?
Opa lachend: Warum hast Du mich denn da noch nicht gefragt? Na ja, also stelle Dir vor wir haben hier einen Gegenstand, eine Kugel z.B., in einer logischen Reihe würden wir den jetzt A nennen, o.k.? Thomas nickt. Stelle Dir jetzt vor ich lege einen zweiten Gegenstand daneben, der bei näherer Betrachtung ebenfalls rund ist, also ebenfalls eine Kugel. Diesen nennen wir jetzt B, wobei wir in Bezug auf die Kugelgestalt beider sagen können A = B, immer noch o.k.? Thomas nickt erneut. Jetzt lege ich Dir – in Gedanken natürlich – einen dritten Gegenstand daneben, der sich ebenfalls als Kugel erweist. Ich nennen ihn jetzt C. Wenn ich ihn jetzt mit B vergleiche, kann ich sagen B = C, richtig? Thomas nickt wieder. Jetzt nehme mal an, wir kennen jetzt nur B und C. A wäre also gar nicht anwesend. Da ich aber weiß dass B = A ist, was weiß ich denn jetzt über die Beziehung von A und C?
Thomas überlegt: Also vorhin sagten wir A = B, richtig? Opa nickt. Jetzt B = C, ahhh ja natürlich, dann ist doch ebenso A = C, richtig?
Opa erfreut nickend: Ganz genau, das ist sozusagen die Grundform der sog. „formalen Logik“. Das ist zwar jetzt wirklich nur die Grundform, das Ganze hat sich längst zu einer höchst komplexen Wissenschaft entwickelt, zu der natürlich noch vieles zu sagen wäre. Aber für das, was ich Dir hier zeigen will reicht das allemal. Dazu muss man jetzt folgendes beachten, diese Logik kann man auf alles Mögliche anwenden, auf Gegenstände, Umstände, Sachverhalte, Gedanken usw.. Entscheidend ist aber immer, dass ich die einzelnen Umstände immer genau definiert habe, auf die sich die Aussage bezieht, verstehst Du? Thomas nickt erneut. Erinnere Dich, wir haben oben immer nur die Form der Gegenstände miteinander verglichen, sonst nichts. Kannst Du mir jetzt aber etwas über diese ganzen Zusammenhänge selber sagen, vor allem in ihrer Beziehung zu mir, oder auch zu Dir?
Thomas nachdenklich, dann schüttelt er den Kopf: Ich kann nicht erkennen, was ich Dir da antworten könnte.
Opa: Na, müssen wir denn nicht schon etwas über die Umstände wissen, die wir zueinander in Beziehung setzen wollen, völlig egal was das ist?
Thomas jetzt richtig überrascht: Aber ja selbstverständlich. Ahhh jetzt geht mir ein Licht auf. Deshalb sagtest Du vorhin, dass uns die Logik auf schon bekannte Umstände festlegt, hast Du das so gemeint, wie es sich hier zeigt?
Opa erfreut lächelnd: Ja natürlich, genau das ist der Zusammenhang. Aber jetzt kommt noch ein weiterer Umstand. Du kannst sicher nachvollziehen, dass wir sozusagen immer von einem bekannten Ausgangsumstand her denken, ganz im Sinne unserer Sprache. Nämlich hier haben wir eine Ursache, die von sich aus eine nachvollziehbare Wirkung hervorruft. Oder ein Subjekt, das mit Hilfe eines Prädikates ein Objekt be-nennt, be-schreibt usw., sozusagen immer ein linearer Ablauf, von da nach da o.k.?
Thomas etwas erstaunt: Ja natürlich, aber warum verweist Du denn hier so auf unsere Sprache, hat denn das damit etwas zu tun?
Opa nickt nachdrücklich: Aber ja, man kann wohl davon ausgehen, dass sowohl die Logik als auch unsere Sprache letztlich dem gleichen Grundablauf von Denken überhaupt, nämlich einem eher männlichen Denken entsprechen.
Thomas höchst erstaunt: Wie bitte, gibt es denn auch andere Möglichkeiten?
Opa: Aber ja, um nur ein Beispiel zu nennen. Frauen denken eher in Bezügen und Zusammenhängen, keineswegs nur linear. Und das, obwohl natürlich sowohl die Sprache, als auch das in der Schule gelernte Denken dem sehr entgegenstehen. Man kann daher den Unterschied oft erst auf den zweiten oder gar dritten Blick erkennen. Darüber hinaus sind wir mit diesem Denken weitgehend unseren Gefühlen gegenüber sehr „verschlossen“, um es vorsichtig auszudrücken. Vor allem aber ist hier der wichtigste Grund zu suchen, warum wir unserer Intuition so wenig vertrauen, bis gar diese ganz ablehnen. Und dies, obwohl diese fast immer für wichtige neue Erkenntnisse verantwortlich ist, wie Männer oder Frauen, die solche erkennen, immer wieder betonen. Erkennst Du jetzt, warum diese Frau Oppermann mit Recht über Verstümmelung in Bezug auf die „Förderung“ oder eher Behinderung unserer Denkentwicklung in der Schule sprechen kann?
Thomas in einer Mischung von Trauer und Wut: Lieber Opa, weißt Du, wenn man so etwas erkennt, könnte einem fast der Lebensmut sinken. Das ist wirklich ungeheuerlich, aber zum Donnerwetter, warum tut denn da niemand was dagegen?
Opa: Da gibt es sicher mehrere Gründe. Den ersten hast Du selbst schon durch den Umstand, wie schwer Du Dir getan hast, um das Ganze zu durchschauen, gezeigt. Es ist keineswegs leicht zu verstehen, was da eigentlich vor sich geht. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, weil solche Verhaltensmuster immer noch in fast allen Bereichen der Gesellschaft so selbstverständlich sind. Aber ich habe Dir ja im Zusammenhang mit dem Staat eine ganze Liste von gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen aufgeführt, die nur wenig bis gar kein Interesse daran haben, diese Umstände zu ändern. Dies gilt leider auch dann, wenn diese selbst zu den Leidtragenden solcher Umstände gehören. Schaue z.B. die Industrie. Die wäre ja eigentlich dringend auf solche autonomen Mitarbeiter angewiesen. Aber aus anderen Gründen scheuen sie diese wie „der Teufel das Weihwasser“.
Aber ganz offensichtlich ist diesen Damen und Herren die Absicherung und Verteidigung ihrer Privilegien wichtiger, als eine sinnvolle Reform, im Interesse aller. Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass nur wenige Teile der Bevölkerung diese Zusammenhänge wirklich durchschauen. Und das gilt ganz offensichtlich noch mehr für die Politik. Und vor allem und erst recht für weite Teile der öffentlichen Verwaltungen. Gerade auch die Schulverwaltungen sind durch ihre Regelungswut ganz besonders wichtig hier zu beachten.
Thomas ziemlich verblüfft: Bist Du da sicher? Gilt dies auch für diese Bereiche?
Opa: Da bin ich sogar absolut sicher! Allerdings besteht hier ein Zusammenhang, der meines Wissens bisher von nur wenigen durchschaut wurde. Besonders wichtige Zeugen für diese Umstände sind der deutsche Philosoph J. Habermas, der Amerikaner Ken Wilber, die Analytiker Reich und Gruen und die schon erwähnte Frau Oppermann. Dies waren es, durch die auch ich erst auf diesen Sachverhalt aufmerksam wurde. Frage: wie erklärt man sich die Ungeheuerlichkeit des Nationalsozialismus?
Thomas ziemlich ratlos: Ja wie? Keine Ahnung.
Opa: Ich habe Dir früher schon mal einen Hinweis gegeben. Kannst Du Dich daran erinnern, dass sich die verschiedenen Linien unterschiedlich schnell entwickeln?
Thomas: Daran kann ich mich schon erinnern, aber in diesem Zusammenhang sagt mir das im Moment noch gar nichts.
Opa: Weißt Du noch, wie Menschen auf der prä-op Stufe in Bezug auf sich und Andere denken?
Thomas denkt kurz nach: Ich glaube schon. War das nicht egoisch?
Opa: Ganz genau. Aber was bedeutet das denn dann konkret?
Thomas: Warte mal, war da nicht von Gier und Macht die Rede, vor allem für sich selbst?
Opa erfreut: Ja ganz genau. Und nun die nächste Stufe, die kon-op oder auch die mythologische. Wie denkt die im gleichen Zusammenhang, also in Bezug auf andere?
Thomas nachdenklich: Spielt da nicht das Denken in Hierarchien eine Rolle? Meinst Du das?
Opa: Ja und nein. Hier spielen zweifellos Hierarchien eine zentrale Rolle und zwar im Sinne der Machthierarchien. Aber noch etwas anderes ist hier noch wichtiger. Sagt die der Begriff soziozentrisch noch was?
Thomas sehr konzentriert: Warte mal, so dunkel erinnere ich mich. Sagtest Du da nicht was von einer Rolle, ja natürlich, aber auch von einer Regel, stimmt´s?
Opa erfreut: Ganz genau. Aber hier geht es mir noch um etwas anderes. Nämlich die Überzeugung, dass das eigene Volk oder die eigene Rasse nicht nur gut, sondern überhaupt das Beste ist, was es gibt.
Thomas fast aufgeregt: Hatten die Nazis nicht so was, wie eine Rassenideologie? Hat das damit zu tun, was Du meinst?
Opa fast strahlend: Genau das habe ich gemeint. Aber jetzt pass auf? Stell Dir vor, wir haben Menschen, die kognitiv, also in Ihrer Denkfähigkeit auf der Ebene form-op, also rational sind. Die also von daher die weitaus meisten Umstände „rational“ verstehen und einordnen können. Die also einen Staat sehr gut regieren oder auch einen Krieg organisieren können. Aber die können dann auch die Vernichtung eines ganzen Volkes hervorragend planen und durchführen. Aber diese gleichen Menschen befinden sich moralisch auf der egoischen oder mythischen Ebene. Verstehst Du, was das bedeutet?
Thomas zunächst konzentriert nachdenkend, dann immer erregter: Egoisch war Gier und Macht, selbstbezogen. Mythisch Machthierarchie und rassenzentriert. Wow, jetzt verstehe ich. Diese Menschen waren also sowohl auf sich selbst, aber vor allem auf „Ihre“ Rasse bedacht und da für alles, was nicht wirklich so funktioniert, wie sie es erwarten, immer andere Schuld sind, muss man diese vernichten, meinst Du das so?
Opa: Ja, ganz genau so wurde argumentiert und dann auch durchgeführt. Das war der wirkliche Zusammenhang. Also nochmals ganz deutlich: es waren die unterschiedlichen Entwicklungsebenen der Linien kognitiv und moralisch, die hier eine ganz zentrale Rolle spielten. Für solche Menschen ist ein „Führer“, wie ihn Hitler vorgab zu sein, sozusagen ein „Segen des Himmels“. Man kann alle Verantwortung ihm übertragen, hat also die eigene los. Das ist die andere Seite dieses Zusammenhangs. Aber warum komme ich gerade hier an diesem Punkt unserer Überlegungen mit unseren heutigen staatlichen Verhältnissen auf diesen Umstand zu sprechen, was denkst Du?
Thomas fast erschrocken: Willst Du mir damit sagen, dass auch in unserer heutigen Gesellschaft noch ähnliche Verhältnisse existieren? Aber das ist doch nicht möglich?
Opa: Aber warum denn nicht? Habe ich Dir nicht schon aufgezählt in wie vielen gesellschaftlichen Bereichen praktisch immer noch Machthierarchien existieren. Darüber hinaus haben diese Leute, die sich dahinter verstecken, gelernt, wie man diese Zusammenhänge noch besser verbergen kann. Denke nur daran, mit welcher Rücksichtslosigkeit insbesondere die Industrie Menschen vor allem in der dritten Welt ausbeutet und wie gnadenlos die Erde ausgeplündert, ja geradezu ausgeweidet wird. Hier ist ganz offensichtlich der gleiche Zusammenhang am Werk. Ja solches hierarchisch-autoritäre Verhalten anderen Menschen gegenüber gilt auch noch in Bereichen, wo man dies zunächst gar nicht vermuten würde, eigentlich noch nicht mal für möglich halten sollte. Nämlich immer noch häufig in Krankenhäusern, um nur noch ein Beispiel zu nennen.
Ich war in meinem Leben zum Glück bisher nur viermal in einer solchen Einrichtung. Dreimal habe ich dabei heftigste Auseinandersetzungen mit den Ärzten bekommen. Und das nur weil ich genau wissen wollte, was und warum etwas mit mir oder an mir getan werden sollte, also mein ureigenes Recht. In beiden Fällen haben mich die Herren regelrecht angebrüllt, in dem Sinne, hier geschieht was sie für richtig halten. Solange in unserer Gesellschaft solche Umstände nicht nur immer noch selbstverständlich sind, brauchen wir uns nicht zu wundern, warum sich da nichts vorwärts bewegt. Das hat vor allem damit zu tun, dass sich die Menschen nicht wirklich dagegen wehren. Ja sie können es gar nicht, weil man ihnen dies nicht nur nicht beibringt, sondern immer noch regelrecht aberzieht. Nur wenn wir als Bevölkerung uns zu wehren beginnen, wird sich da irgendwann etwas ändern, vorher keinesfalls. Und das ist genau der Grund, warum ich Dir dies alles zu erklären versuche.
Thomas offensichtlich ganz schön bedient: Vielen Dank Opa. Aber Du hast mir im Laufe Deiner Erklärungen schon so viele solcher Brocken vorgesetzt, dass ich es wirklich langsam mit der Angst bekomme. Wo um Himmels Willen gibt es denn überhaupt noch Umstände und Zusammenhänge, in denen man sich wirklich, wenn auch nur in Ansätzen, wohl fühlen könnte? Wenn ich mir das Alles so anschaue, was Du mir bisher so alles vermittelt hast, kann einem wirklich übel werden.
Opa jetzt doch etwas betroffen: Aber Thomas. Jetzt darfst Du aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Erinnere Dich doch nur mal daran, was ich Dir schon alles gerade auch über die Geschichte gesagt habe und was sich demgegenüber schon alles gebessert hat. Das ist doch wirklich schon eine ganze Menge. Und warum hat sich das geändert? Weil sich Menschen, durchaus oft genug unter Einsatz ihres Lebens, das sie dabei auch oft genug verloren haben, für Veränderungen und Reformen eingesetzt und gekämpft haben. Das Gleiche gilt immer noch. Betrachte das doch mal von einer anderen Seite. Meinst Du nicht, das Leben wäre ganz schön langweilig, wenn es gar keine Herausforderungen mehr geben würde? Aber immer und zu allen Zeiten war die Grundvoraussetzung für Veränderungen, die möglichst genaue Kenntnis über die derzeitigen Missstände.
Das heute besonders Interessante ist, dass wir mit den modernen Medien einerseits immer besser informiert sein können, wenn wir es wollen natürlich. Aber umgekehrt gilt auch, dass diejenigen, die diese Medien beeinflussen können, alle ihre Möglichkeiten nutzen, um solche Missstände zu verdecken und zu verschleiern. Die Herausforderungen haben sich eigentlich nur verändert. Zum Glück auch in dem Sinne, dass man kaum noch sein Leben riskiert, zumindest bei uns nicht, wenn man seine Meinung sagt und sich auch dafür öffentlich einsetzt. Eines ist aber auch durchaus gleich geblieben. Man muss immer noch etwas von dem was man ändern will wissen, sonst hat man nach wie vor keine Chancen, oder es geht, wie nicht selten in der Geschichte, auch schief.
Thomas nachdenklich: Von der Seite habe ich das noch nicht betrachtet. Aber Du hast scheinbar auch hier etwas Wichtiges erkannt. Du hast sicher recht, dass sich schon Vieles gegenüber früher verbessert hat. Und jetzt fast lebhaft. Na ja, das Leben wäre wirklich ganz schön langweilig, wenn man gar nichts mehr zu bewegen hätte und alles nur noch so vor sich hin plätscherte. Aber für heute reicht es mir jetzt trotzdem. Ich will nachher mal einen kleinen Spaziergang in Eure schöne Umgebung machen. Kommst Du mit?
Opa erfreut: Aber ja. Wir sind ja eh mit dem Thema Schule im Sinne der derzeitigen Verhältnisse ziemlich fertig. Es gäbe da natürlich schon noch eine Menge zu sagen, aber das wirklich Wichtige ist glaube ich gesagt, so dass wir uns dann noch in Ansätzen mal überlegen können, wie denn die mögliche „Idealschule“ aussehen könnte. Im wirklichen Leben gibt es zwar keine Ideale, aber vorstellen kann man sich ja mal so was. Mal sehen was Du dazu zu sagen hast und ob Du Dir so was vorstellen könntest.
Thomas erfreut: Au ja, darauf freue ich mich schon die ganze Zeit. Mal sehen, wie die aussieht. Ich glaube das wird spannend.
e) mögliche Zukunft der Schule
Thomas und Opa sitzen zwei Tage später im Wohnzimmer der Großeltern, da es draußen regnet.
Thomas fragt Opa: Na, wie geht es Dir heute? Gestern warst Du ja unterwegs etwas angeschlagen.
Opa schmunzelnd: Na hör mal, meinst Du es wäre für einen alten Mann wie mich einfach mit einem solchen Spring ins Feld wie Dir mitzuhalten? Vor allem wenn man auf den Bergen rumsteigt?
Thomas etwas schuldbewusst: Ja warum hast Du mir denn nichts gesagt, ich hätte doch auch langsamer gehen können?
Opa beschwichtigend: Na so schlimm war das ja auch nicht. Ich wollte ja auch rauskriegen, wie lange ich das noch durchhalte. Ich habe aber nicht daran gedacht, wenn man dann nicht mehr kann, man in meinem Alter einfach länger braucht, bis man sich wieder erholt hat. Darum hat es dann etwas gedauert. Also das war keineswegs Deine Schuld.
Thomas erleichtert: Na Gott sei Dank. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen auch Oma gegenüber. Sie hat mich da doch einige Male etwas kritisch angeschaut.
Opa leise lächelnd: Das musst Du nicht ganz so ernst nehmen. Wir achten halt sehr aufeinander und dann sind wir halt manchmal etwas überbesorgt, das geht mir manchmal in ihrem Falle genauso.
Thomas erfreut: Vielen Dank für den Hinweis, da bin ich dann doch beruhigt.
Opa: Na, hast Du Deine Probleme von vorgestern etwas verdaut?
Thomas nachdenklich: Ja schon. Aber wenn ich mir so alles überlege, was Du mir so alles über unsere gesellschaftliche Realität im Allgemeinen und die Schule im Besonderen vermittelt hast, bleibt da doch eine ganze Menge an dem ich noch zu knabbern habe. Ich bin ja mal sehr gespannt, was meine Eltern dazu sagen, wenn ich Ihnen davon erzähle, bzw. vorlese, was ich von Dir so alles gehört habe.
Opa ernst: Das eigentliche Problem in unserer heutigen Situation ist der vertrackte Umstand der permanenten Vernebelung dieser Sachverhalte insbesondere gerade auch durch die öffentlichen Medien. Alles und jedes wird sowohl durch die Art der Berichterstattung, zumindest sehr oft, vor allem aber die Werbung ihres wirklichen Wertes und Zusammenhanges „entkleidet“ und damit beraubt. Und zwar erstens, dass es in Formen der Unterhaltung verpackt wird, also in Formen von Amüsement, oder zweitens direkt in irgend welchen Werbespotts „vermarktet“ wird. Ein Kritiker dieser Umstände schrieb dazu ein höchst wichtiges Buch mit dem Titel „Wir amüsieren uns zu Tode“. M.a.W., vor lauter “fun” als Lebensmotto übersehen wir, bzw. werden wir regelrecht gedrängt zu übersehen, was für uns wirklich wichtig ist. Es gilt eben im Sinne der Vermarktung von allem und jedem: nur ein „hipper“ Konsument, der über möglichst wenig bis gar nichts nachdenkt, ist auch ein guter Konsument, weil er sich alles, was gerade „In“ ist, andrehen lässt. Wobei es völlig egal ist ob das Sinn macht, was er da kauft, oder nicht. Und da stecken natürlich die schon früher aufgezeigten Umstände dahinter.
Thomas: Ja, das habe ich jetzt so langsam begriffen. Aber man kann doch andererseits nicht immer nur als Trauerhansel oder missgelaunter Mustopf durch die Gegend laufen?
Opa erstaunt: Wie kommst Du denn auf diese Idee? Waren wir z.B. gestern missgelaunt? Wenn ich mich recht erinnere, war das genaue Gegenteil der Fall. Sich über wichtige Zusammenhänge im Klaren zu sein, muss einem doch nicht traurig machen, ganz im Gegenteil. Glaubst Du wirklich, dass Menschen, die sich nach dem Motto „gehen wir mal zum Ballermann“ wirklich besser fühlen, als Menschen, die sich darüber bewusst sind, wie überaus schädlich es ist, sich permanent zuzudröhnen?
Ich bin im Gegenteil der Meinung, dass diese Menschen das deswegen tun, weil sie eigentlich unglücklich sind, aber nicht wissen woher das kommt und immer noch daran glauben, dass Ihnen die Werbung schon das richtige Rezept, da wieder heraus zu kommen, anpreist. Sie kennen eben einfach keine Alternativen und damit haben sie sie auch nicht.
Thomas: Von der Seite habe ich das noch nie gesehen. Aber wenn ich so darüber nachdenke, könntest Du recht haben. Aber warum gibt es denn für diese Meinung keine Alternativen?
Opa: Siehst Du, genau jetzt sind wir wieder am Ausgangspunkt. Weil man es ihnen erstens nicht sagen kann, ja noch deutlicher müsste ich sagen darf, damit die eigenen Privilegien nicht in Gefahr geraten. Und zweitens, weil man ihnen das selbständige Denken nicht nur nicht vermittelt, bzw. erlernen lässt, sondern weil man es ihnen durch das permanente Zumüllen ihrer Gehirne mit Fakten, die sie wenig bis gar nicht brauchen, auch noch verhindert. Und genau darum wollen wir uns mit einer möglichen neuen Schulform beschäftigen.
Thomas: Ja da hast Du aber völlig recht. Mir wird immer klarer, wie wichtig die eigentlich wäre. Also legen wir los. Wie stellst Du Dir die vor? Da bin ich schon richtig gespannt drauf.
Opa: Ja, das glaube ich Dir gerne. Aber mir ist gestern, als ich anfing wieder unser Gespräch schriftlich festzuhalten, etwas aufgefallen. In unserer bisherigen Darstellung der Umstände sind die Lehrer*innen schlichtweg zu kurz gekommen. Ich glaube, wir müssen dazu noch was sagen.
Thomas etwas erstaunt: Jetzt wo Du es sagst, fällt es mir auch auf. Aber gibt es denn da wirklich so Wichtiges zu sagen? Sind die nicht nur so was wie Helfer des Systems?
Opa: Siehst Du, genau das habe ich befürchtet, dass Du nach allem was wir gesprochen haben so denkst und genau deshalb muss ich da einiges klarstellen.
Thomas: Na da bin ich mal gespannt
Opa ernst: Wenn man sich über einen Berufsstand unterhält, oder auch über eine Bevölkerungsgruppe, oder auch nur über ein paar Menschen, ist es nie gerechtfertigt alle sozusagen über einen Kamm zu scheren. Das gilt natürlich auch für Lehrer*innen. Auch in dieser Berufsgruppe sind wie überall Menschen mit allen Problemen, die Menschen immer auch darstellen. Aber beginnen wir „von vorn“. Früher waren vor allem auf dem Lande Lehrer*innen neben dem Pfarrer und manchmal, wenn es diese gab, neben dem Apotheker oder/und dem Arzt die höher gestellten und daher besonders angesehenen Personen. Das hatte natürlich vor allem mit dem Hierarchiedenken zu tun, entsprach aber praktisch nie deren Realität, vor allem nicht der finanziellen.
Thomas: In Filmen über diese Zeit habe ich so was schon öfter gesehen und fand es eigentlich eher witzig.
Opa: Nun, witzig war das nun überhaupt nicht. Denn nicht selten stieg so was den Betreffenden durchaus in den Kopf. Und so wurden nicht wenige von ihnen unerträgliche Besserwisser und vor allem auch unduldsam, was sich dann nicht selten in ihrem Strafverhalten gegenüber Kindern auswirkte. Für die war das damit aber gar nicht mehr lustig.
Thomas: Da fällt mir wieder Dein Rohrstock ein.
Opa: Da hast Du leider sehr recht, das war früher völlig normal. Aber kommen wir zum Grundsätzlichen zurück. Wichtig war in jedem Falle, dass man vor Lehrer*innen einfach Respekt hatte und das war unabhängig davon ob das berechtigt war oder nicht zumindest in der Regel hilfreich für den Unterricht.
Thomas etwas erstaunt: Wieso war das denn hilfreich für den Unterricht? Das verstehe ich jetzt aber überhaupt nicht.
Opa jetzt auch etwas erstaunt: Nicht? Na das verstehe ich jetzt nicht. Denke doch mal an Deine LehrerInnen. Respekt haben heißt doch nicht untertänig zu sein? Ganz im Gegenteil! Wo lernst Du denn am Meisten? Bei denen die Du respektierst, oder bei denen, die Du eigentlich ablehnst, warum auch immer?
Thomas: Wenn ich so darüber nachdenke, dann bei denen, die ich wirklich respektieren kann. Aber das fiel mir noch nie so auf.
Opa: Und genau da sind wir bei dem Problem. Es war natürlich keineswegs gerechtfertigt die Lehrer*innen so in den Himmel zu heben, wie das früher geschah. Aber es ist noch viel weniger gerechtfertigt Lehrer*innen sozusagen für den Ar….. der Welt zu halten, wie das heute leider so oft geschieht. Wenn man sich den unglaublichen Stress ansieht, unter dem Lehrer*innen heute auf Grund der schon beschriebenen Umstände zu leiden haben, dann ist das noch weniger zu akzeptieren. Und das Schlimmste daran ist, dass Lehrer*innen wenn es Probleme mit den Eltern gibt, in der Regel von der Schulverwaltung und leider oft auch von den Gerichten schlicht im Stich gelassen werden. Und wenn sie besonders Pech haben auch noch von der Schulleitung.
Thomas mit großen Augen: Wow, davon habe ich noch nie was mitgekriegt. Aber wie kommst Du denn auf die Gerichte, was haben denn die damit zu tun?
Opa. Das glaube ich Dir gerne, denn in der Regel wird ein/e Lehrer*in auch vor einer Klasse dazu nichts sagen. Denn auch Lehrer*innen sind Menschen und geben nicht gerne sozusagen öffentlich zu, dass sie Probleme haben. Das mit den Gerichten kommt häufiger vor als man denkt. Da Eltern oft in ihren Kindern nur reine Engel erblicken, zumindest behaupten sie das in aller Regel, wenn es mit diesen Probleme gibt, gehen sie immer häufiger vor ein Gericht, um Maßnahmen der Schule gegen ihr Kind abzuwehren. Und oft kriegen sie dabei auch Recht, völlig unerheblich, dass eine ganze Lehrerkonferenz solche Maßnahmen beschlossen hat. Vor allem sich eben auch in aller Regel solche Entscheidungen gerade weil man weiß, was das oft für Folgen hat, nicht leicht gemacht hat.
Thomas: Ich kann mich nur an einen Fall erinnern, wo ein Schüler der Schule verwiesen wurde und das war auch wirklich ein übler Rowdy.
Opa: Das Schlimmste aber ist, dass man in manchen solchen Fällen die Schule für eine Art Strafanstalt missbraucht.
Thomas mit großen Augen: Wie bitte, als Strafanstalt, das kann ich mir nun gar nicht vorstellen?
Opa fast böse: Ja leider. An einer meiner früheren Schulen geschah folgendes. In einer siebenten Klasse saß ein Schüler, der eigentlich in die neunte Klasse gehörte. Dieser Junge war der klassische Fall einer nicht mehr Beschulbarkeit. Wenn er mal da war, war in dieser Klasse kein Unterricht mehr möglich. Da ihn der Unterricht nicht im Mindesten interessierte, war er ständig damit beschäftigt Krawall zu machen, oder andere Kinder vom Unterricht abzuhalten. So war eigentlich jeder froh, wenn er nicht anwesend war, was Gott sei Dank auch meist der Fall war.
Eigentlich hätte die Schule gegen das Fernbleiben etwas unternehmen müssen. Da aber jeder froh war, wenn er nicht da war, geschah das nicht und damit war in der Klasse einigermaßen Unterricht möglich. Was aber niemand wusste, war der Umstand, dass der Junge während der Unterrichtszeit in Kaufhäusern auf Diebestour war. Nachdem er mehrmals dabei gefasst wurde, dies aber nichts half, wurde er von der Polizei schließlich angeklagt. Es kam zu einem Verfahren und er wurde auch verurteilt. Jetzt darfst Du einmal raten zu was?
Thomas fragend: Nach Deiner Bemerkung von vorhin vermute ich zu Schulbesuch?
Opa: Wenn das Ganze nicht so traurig wäre, müsste ich Dir jetzt applaudieren. Aber Du hast es sofort erraten. Und zwar zu regelmäßigem Schulbesuch! Die Folge war: in der Klasse gab es praktisch keinen Unterricht mehr und kurz vor Ende des Schuljahres erlitt die Klassenlehrerin einen Zusammenbruch und wurde anschließend frühpensioniert. Was ich an einem solchen Urteil so skandalös finde ist der Umstand, dass hier eine gewisse öffentliche Ordnung auf dem Rücken der Lehrer*innen dieser Klasse und insbesondere auch der MitschülerInnen erkauft wurde. Aber glaube nur ja nicht, das wäre das einzige vergleichbare Urteil gewesen, das ich erlebt habe. Da gab es noch mehr in diese Richtung.
Thomas mit großen Augen: Mein lieber Mann. Ich habe zwar von so was noch nichts gehört, aber wenn ich mir die Situation vorstelle, kann ich Deinen Ärger wirklich nachvollziehen.
Opa immer noch betrübt: Thomas das war eigentlich kein Ärger. Das war eine ganz tiefgehende Enttäuschung darüber, dass man sich täglich in einen wahren „Kampf“ mit Kindern begeben muss, dafür aber wirklich überall auch noch geprügelt und beschimpft wird. Ich denke, Du hast schon mehr als eine abfällige Bemerkung in der Öffentlichkeit über Lehrer*innen gehört. Es sind genau diese Erlebnisse, die letztlich bei allen Lehrer*innen neben den ohnehin geringen Erfolgserlebnissen immer mehr zur Frustration und dann Resignation führen. Aber das haben diese Menschen in aller Regel nicht verdient. Ich will hier jetzt nicht verschweigen, dass es natürlich auch schwarze Schafe unter Lehrer*innen gibt, die mit zu solchen Urteilen beitragen. Aber in aller Regel waren und sind unter Lehrer*innen viele Idealisten. Aber auch hier gehört zur Wahrheit, dass die Art und Weise, wie Schule stattfindet und vor allem verwaltet wird, der zweite entscheidende Grund für diese Entwicklung ist.
Lehrer*innen werden nämlich von den Schulverwaltungen praktisch nur als Nummern behandelt, die man nach Gutdünken dahin oder dorthin versetzen kann, ohne deren privaten Umstände oder gar Bedürfnisse zu beachten. Ich habe schon mehr als eine/n idealistisch eingestellte/n Kollegin erlebt, der/ie dann sowohl von KollegInnen, aber vor allem auch durch Schulleitungen und Schulverwaltungen nicht nur eingebremst, sondern auch direkt durch Dienstanweisung zu angepasstem Verhalten „gebracht“ wurden. Und ich gestehe, dass ein Grund meiner Überlegungen für eine neue Schule auch mit den Alltagsumständen von Lehrer*innen zu tun hat. Aber da fällt mir etwas ein: wie ging das denn mit dem jungen Kollegen weiter, von dem Du mir berichtet hast?
Thomas erfreut, aber auch nachdenklich: Der kann bei uns bleiben, aber er hat uns schon gesagt, dass er sich manches von dem was er tun will genauer überlegen muss. Wenn ich mir aber jetzt das bedenke, was Du mir da gerade erzählt hast, kann ich auch besser verstehen, warum das Ganze so abläuft. Es scheint, als würde sich fast jeder in der Schule gegen Veränderungen zur Wehr setzen, sehe ich das richtig?
Opa: Du siehst das ganz richtig und zwar vor allem von „ganz oben“. M.a.W., man will nur solche Veränderungen zulassen, die man „von Oben“ der Schule verordnet. Also keinerlei Selbständigkeit für die eigentlich Betroffenen „vor Ort“, die besser als jeder Verwaltungsmensch wissen, was Sache ist und was eventuell helfen könnte. Aber der Zustand an praktisch allen Schulen ist inzwischen so problematisch geworden, dass keine Schule mehr um solche Überlegungen und dann auch Versuchen herumkommt. Und das gilt besonders für Schulen an sogenannten Brennpunkten in Großstädten. Da kommt man einfach mit dem bisherigen Augen zu und durch, oder noch schlechter, wir da oben wissen es eh besser, nicht mehr weiter. Und auch aus diesen Gründen wäre es dringend geboten, endlich eine wirklich umwälzende Reform des Schulsystems zu bedenken.
Thomas etwas erstaunt: Glaubst Du wirklich, dass mit der Reform, die Du scheinbar im Kopf hast, auch diese Probleme mit so schwierigen Schülern zu lösen wären?
Opa: Wirklich sicher kann man da zwar nicht sein, denn hier spielen noch sehr viele andere gesellschaftliche Umstände mit hinein. Aber ich bin absolut überzeugt von wirklich umfassenden und gravierenden Verbesserungen, auch in diesen Bereichen. Das belegen übrigens die Versuche an solchen Brennpunktschulen. Diese orientieren sich nämlich gerade an den Interessen der SchülerInnen und versuchen nicht stur weiter die Lernvorgaben zu vermitteln.
Thomas erwartungsvoll: Na, dann lass uns mal überlegen, wie so was aussehen könnte.
Opa: O.k., versuchen wir es. Ich habe ja um Dir die Situation der Schule zu verdeutlichen über drei wesentliche gesellschaftliche Gruppierungen gesprochen, die hier hineinspielen. Über die Kinder, die Eltern und den Staat. Von welcher dieser Gruppierungen müssen wir Deiner Meinung nach bei unseren Überlegungen beginnen?
Thomas überlegt kurz: Also ich glaube, wir müssen da zuerst überlegen, wie eine Schule aus der Sicht der Kinder, bzw. auf deren Voraussetzungen aufbauend, gestaltet werden muss.
Opa: Ich denke, Du hast da völlig recht. Und weil diese vor allem und zuerst von dem uns schon bekannten Herrn Piaget so umfassend erforscht wurden, müssen wir uns bei diesem zuerst umsehen.
Thomas: Genau. Als ich das gelesen hatte, was Piaget so über die Entwicklung von Kindern entdeckt hatte, konnte ich mich da weitgehend wiederfinden. Übrigens auch bei der Entwicklung meiner Schwester. Ich konnte da einiges direkt beobachten.
Opa: Also schauen wir was Piaget grundsätzlich über die Möglichkeiten kindlichen Lernens und deren Voraussetzungen zu sagen hat. Opa nimmt ein Buch auf, das er sich schon zurechtgelegt hatte. Hier in diesem Buch, das ich Dir ja schon früher gezeigt habe, hat er seine wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst. Hier wendet er sich grundsätzlich zunächst gegen eine bisher herrschende Sicht der Kindheit als eine Art notwendiges Übel. Das funktioniert nach dem Motto, na ja Kinder sind ja mit Geist ausgestattete Wesen, die dann wenn man ihnen alles möglichst schnell vorsetzt und beibringt, diese blöde Zeit damit am besten bewältigen. Du siehst, man dachte alleine vom Erwachsenenstandpunkt aus, ohne wirklich nähere Kenntnisse über Kinder, bzw. die Kindheit als eigene Lebensphase zu haben. Dies hat Piaget ganz gründlich revolutioniert.
Thomas erstaunt: Wie, man hat Kinder einfach als so etwas wie kleine Erwachsene betrachtet?
Opa: Aber ja, das habe ich Dir doch schon einmal mit dem Hinweis auf ältere Gemälde gesagt, wo ja Kinder in der Regel als kleine Erwachsene dargestellt werden. Und daher ging man von diesem Denken auch in Bezug auf kindliches Lernverhalten aus. Man wusste es halt damals noch nicht besser, obwohl nachdenklichen Menschen, wie z.B. der englische Philosoph John Locke schon sehr deutlich in eine Richtung argumentierte, wie sie dann Piaget belegen konnte.
Zu bedenken ist dabei noch was. Da man in einen Kopf nicht so ohne weiteres hineinschauen kann, hatte man im Laufe der Zeit jede Menge Theorien über den menschlichen Geist und sein Verhältnis zur Realität aufgestellt. Aber das waren letztlich alles Spekulationen. Ich habe Dir dazu ja schon mal kurz im Zusammenhang mit dem Problem der Wahrheit gesagt.
Thomas: Ah ja, ich kann mich erinnern. Aber warte mal: versucht man dies nicht heute ganz umfassend, also das in den Kopf hineinschauen, mit ganz interessanten Ergebnissen?
Opa leise lächelnd: Ja das tut man. Aber da man weitestgehend von einem materialistischen Blickpunkt aus „schaut“, entsprechen die Ergebnisse keineswegs dem, was Menschen wirklich denken. Aber das ist ein anderes Thema. Kommen wir zu Herrn Piaget zurück. Bei ihm ist ein Kind ein eigenständiges, vor allem aber aktives Wesen, „das sich entwickelt, indem (es) in eine Auseinandersetzung mit der Welt eintritt, diese strukturiert und dabei sie und sich selbst verändert“.
Thomas: Halt, halt. Was heißt denn das, sie, also die Welt, und sich selbst verändert? Das verstehe ich noch nicht, was Piaget da meint.
Opa: Ja das glaube ich, da hier Piaget auf etwas hinweist, das wir scheinbar anders erleben. Wir glauben immer und selbst noch viele Theoretiker der Erkenntnis glauben das, dass wir einfach etwas „da draußen“ als Objekt anschauen und schon hätten wir darüber eine sog. objektive Wahrheit erkannt. Piaget war zwar nicht der Erste, der dies bestritt, aber er konnte es zum ersten Mal mit Fakten belegen. Aus seinen Forschungen ergibt sich Folgendes: „Um … Objekte zu erkennen, muss das Subjekt (also das Kind) auf sie einwirken und infolgedessen transformieren (also umwandeln, umgestalten, usw.).
Es muss sie von der Stelle bewegen, verbinden, in Beziehung zueinander setzen, auseinandernehmen und wieder zusammensetzen“. Damit ist Erkenntnis zunächst „ständig verknüpft mit Handlungen oder Operationen, d.h. mit Transformationen. Erkenntnis erwächst ursprünglich also weder aus den Objekten noch aus den Subjekten, sondern aus – zunächst unentwirrbaren – Interaktionen zwischen dem Subjekt und diesen Objekten“. Daraus ergeben sich jetzt zwei grundlegende Tätigkeitstypen: „zum einen die Koordination der Handlungen selbst und zum anderen das In-Beziehung-Setzen von Objekten zueinander“. Und dann ganz entscheidend: „Diese Beziehungen kommen nur durch Handlungen zustande. Folglich bleibt objektive Erkenntnis (?) immer bestimmten Handlungsstrukturen untergeordnet“ und diese sind „das Ergebnis einer Konstruktion“! M.a.W., Erkenntnis wird von uns konstruiert und nicht einfach von da draußen genommen.
Thomas: Halt Opa. Ich muss das erst noch mal wiederholen, um es zu verstehen. Also menschliche Erkenntnis entsteht nicht dadurch, dass wir ein Objekt anschauen, sondern indem wir diese konstruieren, habe ich das richtig verstanden? Opa nickt nachdrücklich. Aber das verstehe ich nicht. Wenn ich mich so umschaue, gewinne ich doch auch Erkenntnisse oder nicht?
Opa: Ja natürlich auch. Aber man übersieht dabei, dass wir erstens mit solchen Objekten schon Erfahrungen habe, Zweitens aber, die jetzt „neue Erkenntnis“ sozusagen nur der schon vorhandenen, ehemals konstruierten, hinzugefügt wird. Die schon früher erwähnte Akkomodation nämlich, verstehst Du? Ich habe Dir doch ganz zu Beginn schon mal erklärt: ohne etwas über ein Ding, im Sinne eines völlig neu Begegnenden, zu wissen, kann man mit diesem nichts anfangen, kannst Du Dich erinnern?
Thomas lachend: Oh ja, ich kann mich noch gut an das chinesische Schriftzeichen erinnern. Aber jetzt verstehe ich, was Du vorhin gemeint hast. Also nochmals: alles, was ich erkenne, ist das Ergebnis einer Konstruktion in meinem Kopf, richtig?
Opa: Ganz genau, so läuft das ab. Aber nochmals, diese Konstruktion ist das Ergebnis meiner vorausgegangenen Handlungen. Und dies gilt, was besonders wichtig ist, auch immer noch in der wissenschaftlichen Erkenntnis. Kannst Du Dich noch an den Unterschied zwischen einem Be-Griff und einem Begriff erinnern, den ich Dir schon mal erklärte?
Thomas: Oh ja, das weiß ich noch recht gut und da konnte ich auch den von Dir gemeinten Sachverhalt ganz gut nachvollziehen.
Opa erfreut: Siehst Du. Und so schreibt auch Piaget im gleichen Sinne ganz klar: „der Ursprung logisch-mathematischer Strukturen ist in der Tätigkeit des Subjekts zu suchen“!
Thomas konzentriert wiederholend: Der Ursprung logisch-mathematischer Strukturen ist in der Tätigkeit des Subjekts zu suchen. Aber warum ist das so, das verstehe ich noch nicht? Logik und Mathematik haben doch nicht direkt was mit einer Handlung zu tun?
Opa: Auch hier wieder ja und nein. Die Logik bzw. Mathematik ist in dem obigen Sinne natürlich nicht mehr die ursprüngliche Handlung. Aber bedenke, dass in einer Handlung ja selbst eine Logik enthalten ist, nämlich die sog. Handlungslogik. Aber was meint man damit genau. Ich habe Dich ja eben daran erinnert: eine Handlung beginnt immer bei einem Subjekt, das ein Objekt so verändert, dass am Ende ein neuer Zustand entsteht. Und das gilt selbst dann, wenn dieses nur von einem Kleinkind von einem Ort zu einem anderen geschoben wird. Es gilt immer: eine Ursache, das Schieben z.B. führt zu einem Ergebnis, Lage an einem anderen Ort. Erkennst Du jetzt den Zusammenhang mit der Logik und der Mathematik?
Thomas immer noch konzentriert: Eine Ursache führt zu, bewirkt ein Ergebnis: Wenn es auch für die Logik gilt, dann meint doch das auch im Denken, richtig?
Opa: Natürlich. Eine Handlung gibt es ja nicht nur in der Realität, sondern Denken ist ja letztlich auch eine Handlung. Und so spricht Piaget auch folgerichtig von Handlungskompetenz im Denken. Ich will und kann jetzt aber nicht die ganze Arbeit Piagets hier ausbreiten. Ich hoffe aber, dass jetzt eines bewusst geworden ist: Erkenntnis ist immer eine Folge eigener selbständiger Handlungen, ob realiter oder im Kopf. Man könnte es auch so ausdrücken: erst eine solche Handlung führt zu einem umfassenden „Aufnehmen“, ein sich mit Körper und Geist Verbinden und damit zu meiner Erkenntnis in einem ganz umfassenden Sinne.
Kritiker könnten hier vielleicht einwenden, diese führe zu einer Art Verarmung unserer Erkenntnis gegenüber der Realität. Aber weit gefehlt, das Gegenteil ist der Fall. Nochmals Piaget ganz klar und deutlich: „Erkenntnis ergibt sich aus Interaktionen zwischen dem Subjekt und dem Objekt – aus Interaktionen, die reichhaltiger sind als alles, was Objekte von sich her liefern können“! Kannst Du verstehen, was gerade dieser letzte Satz bedeutet?
Thomas konzentriert überlegend: Interaktionen sind reichhaltiger als ein Objekt. Mal überlegen. Auch ein Stein wäre ja auch ein Objekt? Opa nickt. Interaktion, also etwas mit dem Stein machen, jetzt lebhafter ja natürlich. Wenn ich mit dem Stein irgendwo draufhaue, merke ich, dass sich an dem „Anderen“ etwas verändert. Das war dem Stein ohne Interaktion nicht anzusehen, richtig?
Opa lächelnd: Richtig. Und genau hier liegt die Wurzel aller menschlichen Erfindungen. Bleiben wir bei Deinem Beispiel Stein. Stell Dir vor, ein Neandertaler hat damit auf einen anderen Stein gehauen. Möglicherweise ist er dabei zersprungen. Wenn aber harte Steine zerspringen entstehen scharfe Kanten.
Thomas lebhaft: Natürlich. Selbst ein solcher früher Mensch konnte erkennen, dass man solche scharfen Kanten für alle möglichen schneideartigen Zwecke gebrauchen konnte.
Opa: Völlig richtig. Ich bin sicher, alle unsere Erfindungen begannen mit solch einfachen Umständen. Natürlich hat man im Laufe der Zeit eben ganz gezielte Interaktionen mit allen möglichen Objekten durchgeführt, um ihre Möglichkeiten zu entdecken. Sicher erkannte man vieles auch durch Zufälle. Aber genau solche Interaktionen sind letztlich die „Urväter“ heutiger wissenschaftlicher Experimente.
Thomas begeistert: Ja hallo, also lass uns eine Erfinderschule gründen.
Opa lacht, bis ihm fast die Tränen kommen: Mein lieber junger „Spring ins Feld“. Wenn das so einfach wäre, wäre das ja mir nichts Dir nichts geschehen. Aber leider ist das keineswegs so. Backen wir etwas kleinere Brötchen und fangen ganz von vorn an. Also was glaubst Du jetzt, sollte eine zukünftige Schule zum Zentrum ihrer Organisation und Inhalte machen?
Thomas etwas ernüchtert: Also nach allem, was Du mir über die grundlegenden Erkenntnisse des Herrn Piaget gesagt hast, kann nur die aktive und vor allem selbständige Betätigung der SchülerInnen im Mittelpunkt stehen, richtig?
Opa: Völlig richtig. Ist Dir aber auch bewusst, was das für die Organisation einer solchen Schule bedeutet, z.B. in Bezug auf eine Klassenstruktur einer solchen Schule?
Thomas nachdenklich, seine Augen werden dabei immer größer: Also wenn die Eigentätigkeit der Kinder im Mittelpunkt steht, kann es denn dann überhaupt noch so was, wie Klassen geben?
Opa erfreut: Sehr gut, Du hast die erste entscheidende Veränderung dieser neuen Form von Schule erkannt. Wenn aber die Eigenständigkeit von SchülerInnen im Vordergrund steht, gibt es noch einen zweiten ganz wichtigen Umstand zu bedenken. Kannst Du auch hier erkennen, was ich meine?
Thomas überlegt: Warte mal, also wenn ich von mir aus etwas tun soll, eigentlich muss ich ja jetzt sagen will, richtig? Opa nickt nachdrücklich. Ja Moment mal, dann muss ich mich ja dafür auch entscheiden, richtig? Opa nickt erneut. Bedeutet das dann nicht auch, dass es mich interessieren muss?
Opa nachdrücklich: Genau das ist unbedingte Voraussetzung, damit es meine Sache, aus meinem Interesse hervorgeht. Denn nur dann kann ich mich damit identifizieren, ja wirklich erst richtig dafür begeistern, verstehst Du? Aber das hat natürlich auch noch eine ganz andere Folge. Denke mal an die jetzige Rolle des Staates.
Thomas erst nachdenklich, aber dann wirklich überrascht: Wenn ich das machen können soll, was mich interessiert, dann hat der Staat da überhaupt nichts mehr zu sagen, meinst Du das?
Opa nachdrücklich: Ganz genau, genau darum geht es hier. Also wollen wir uns mal Stück für Stück anschauen, wie die Grundstruktur einer solchen Schule aussehen müsste. Es gibt, wie wir schon festgestellt haben, keine Klassen mehr, sondern nur noch Interessengruppen. Hier sind wir bei einem wichtigen Punkt, der eine gewisse Einschränkung bedeutet. Keine Schule der Welt könnte im Extremfall für jede/n Schüler*in einen eigenen Unterricht organisieren. So was geht letztlich nur in Gruppen. Diese sollten aber keineswegs groß sein, da sonst die Eigentätigkeit und vor allem deren Ergebnis, nämlich eigene Erkenntnisse gewinnen, wieder verloren ginge. Aber das wäre auch aus einem ganz anderen Grund gar nicht wünschenswert. Kannst Du erkennen, was ich hier meine?
Thomas überlegt: Also, wenn ein Kind alleine arbeitet, kann es zwar damit eigene Erfahrungen machen, ja aber Moment mal, das soll es doch auch, oder sehe ich das falsch?
Opa: Ja und nein. Es macht dann zwar eigene Erfahrungen, aber andere, fast genau so wichtige gehen ihm verloren, genauer muss ich sagen, kann es alleine gar nicht machen, verstehst Du mich jetzt?
Thomas: Wenn ein Kind alleine bestimmter Erfahrungen nicht machen kann, kann es solche nur mit anderen zusammen, also im der Gruppe, machen. Meinst Du das?
Opa: Exakt genau das meine ich. Piaget begründet das auch ganz deutlich. Er schreibt: „Die Gleichaltrigen als Bezugsgruppe sind für die Ausbildung sozialer und moralischer Orientierung von nicht zu unterschätzender Bedeutung, weil nur sie die Ablösung von außengeleiteten Vorstellungen (also solche, die dem Kind von außen vorgegeben werden), wie sie in erster Linie durch die Eltern übermittelt werden, durch innengeleitete (also autonome) Überzeugungen sicherstellen“! Merkst Du, wie enorm wichtig das ist?
Thomas mit großen Augen: Aber ja. War nicht unsere Überlegung für eine neue Schule gerade von der Entwicklung einer Autonomie für die Heranwachsenden ausgegangen?
Opa: Absolut richtig, das war eine unserer Hauptforderungen an eine neue Schule. Und nun zeigt es sich, wie diese erst entstehen kann. Aber es zeigt sich noch etwas, was Dir schon mal große Probleme bereitet hat. Verstehst Du auf was ich hier hinaus will?
Thomas nachdenklich: Im Moment nicht, mir hat ja einiges, was Du mir erklärt hast große Probleme bereitet.
Opa leise lächelnd: Allerdings warst Du einige Male regelrecht geschockt. Und hier war so ein Umstand, nämlich der überragende Einfluss der Eltern auf die Entwicklung der Kinder, vor allem der Linien. Verstehst Du jetzt?
Thomas erst nachdenklich, dann überrascht: Jetzt glaube ich Dich verstanden zu haben. In den Gruppen wird doch nach der Erkenntnis von Piaget dieser „Außeneinfluss“ der Eltern zurückgedrängt, bzw. durch neue, selbständige Erfahrungen ersetzt, richtig?
Opa: Ja absolut richtig. M.a.W., eine weitgehend gruppenmäßige Organisation dieser neuen Art von Unterricht ist nicht zuletzt von daher unumgänglich. Andererseits dürfen aber diese Gruppen nicht zu groß werden, damit noch eigenständige Erkenntnis möglich wird. Ich vermute, dass hier noch eine Menge auch für die Lehrer*innen zu lernen ist, bis auch solche Prozesse wirklich gut laufen.
Thomas: Huch, jetzt merke ich erst, was mir die ganze Zeit gefehlt hat. Richtig. Aber braucht man denn in einer solchen Schule noch so viele LehrerInnen wie heute?
Opa: Eventuell sogar noch mehr. Denn erstens sind ja solche Lerngruppen kleiner wie Klassen. Vor allem aber müssen zweitens ja Lehrer*innen solche Lernprozesse im Sinne eines Arrangements von Lernproblemen vorbereiten, vor allem am Beginn der Schullaufbahn. M.a.W., die für die Kinder so grundlegenden Handlungen müssen so vorbereitet werden, dass die erwünschten Lerninhalte auch erreicht werden. Aber ganz entscheidend ist jetzt die Zurückhaltung der Lehrer*innen im eigentlichen Handlungsprozess.
Erst wenn die Kinder irgendwann nicht weiterkommen, können sie Hilfen anbieten. Aber keinesfalls indem sie die Lösung vorgeben, sondern indem sie mit der sokratischen Hebammenkunst die ja im Kind durchaus möglichen richtigen Lösungen sozusagen durch solche Fragen „ans Licht“ bringen. Vor allem aber ist es dann wichtig die Ergebnisse in einen größeren Rahmen und Zusammenhang zu stellen. Dies kann, ja sollte auch z.B. dadurch geschehen, dass sich die Kinder solche Prozesse und Ergebnisse schriftlich oder zeichnerisch festhalten. Manchmal auch während der Prozesse durch Messungen und/oder Berechnungen sich Maß- Flächen- oder gar Körperverhältnisse verdeutlichen.
Thomas: Ja das scheint mir auch wichtig zu sein. Aber warte mal. Wir haben in unserer Schule bisher ja weder Rechnen noch Schreiben und Lesen gelernt? Wie können denn Kinder ihre Erkenntnisse schriftlich festhalten oder solche Berechnungen anstellen?
Opa: Du sprichst hier einen wichtigen Umstand an, der unbedingt zu beachten ist. Ich bin davon überzeugt, dass Kinder immer dann, wenn in solchen Prozessen solche Leistungen gefragt sind, diese in aller kürzester Zeit quasi nebenher erlernen werden. Sie erkennen erstens selbst, wie nötig diese Fähigkeiten zur Bewältigung vieler Umstände sind. Zweitens aber gerade diese eingesehene Notwendigkeit zu einer völlig anderen Einstellung gegenüber dem Erwerb dieser Fähigkeiten und Kenntnisse führen. Allerdings kann man sich sicherlich nicht nur darauf verlassen, dass das alle Kinder so bewältigen können oder werden. Man muss daher an den zukünftigen Schulen sicher auch spezielle Kurse zum Erwerb der sog. Kulturtechniken, also Lesen, Schreiben und Rechnen anbieten. Diese müssten spätestens mit Erreichen des 10. Lebensjahres besucht sein. Oder anders formuliert, wenn die Kinder diese Fähigkeiten nicht durch Eigenaktivität so wie oben beschrieben erreichen können oder wollen, bleibt nur ein gewisser Druck, denn in unserer Gesellschaft geht es einfach nicht ohne diese Fähigkeiten. Diese müssen alle zukünftigen Erwachsenen beherrschen. Allerdings gibt es sicher in einer solchen Schulorganisation auch neue Möglichkeiten diese Fähigkeiten den Kindern möglichst ohne wirklichen Zwang zu vermitteln.
Thomas: Das kann man dann nur hoffen. Ich vermute aber, dass in einer solchen Schule die Kinder sich nicht so ohne weiteres durch Zwang zu etwas bringen lassen.
Opa: Da hast Du hoffentlich auch recht. Aber ich hoffe dann gerade auch auf die Einsichtsfähigkeit dieser Kinder, die dann zu einem weitgehend freiwilligen Erwerb dieser Kompetenzen führen sollte.
Thomas: Da fällt mir jetzt aber noch was ganz anderes auf. Wo bleiben denn in einer solchen Schule die Noten? Gibt es so was dann überhaupt noch? Und gibt es denn überhaupt noch eine Schulpflicht?
Opa: Das sind gleich zwei Fragen. Zunächst zu den Noten, natürlich nicht. Alle Kinder bekommen am Ende einer Handlungs- und Lerneinheit neben einer Beschreibung des Inhalts eine Teilnahmebestätigung und das war`s. Allerdings taucht in diesem Zusammenhang ein anderes Problem auf. Wie kann man verhindern, dass einzelne Kinder sich sehr einseitig immer nur mit einer bestimmten Richtung beschäftigen. Also z.B. immer nur mit technischen Angeboten und das ihre ganze Schulzeit lang. Hier sind zweifellos ebenfalls die Lehrer*innen gefragt, nämlich in ihrer Fähigkeit Kinder auch für andere Bereiche des schulischen Angebots zu interessieren, noch besser zu begeistern. Auch hier scheint mir ein gewisses Regulativ in dem Sinne angebracht, indem Kinder in mindestens drei Grundbereichen entsprechende Angebote wahrnehmen.
Thomas: Was sind denn Grundbereiche?
Opa: Na überlege doch mal, was bietet denn die heutige Schulform für „Grundbereiche“ im Sinne des Lernens an?
Thomas überlegt: Also wir besuchen Stunden in Mathe, Deutsch Geschichte, Erdkunde, Physik…….
Opa: Halt, das reicht schon. Welche Grundbereiche hast Du denn da gerade aufgezählt?
Thomas erst etwas erstaunt, dann verstehend: Ah jetzt verstehe ich was Du meinst. Das ist doch sicher Naturwissenschaft, Sprachen, Gesellschaftswissenschaft, Kunst, usw. richtig?
Opa: Ja genau das habe ich gemeint. Die Kinder auch und gerade in der Zukunft sollten auch hier möglichst “breit aufgestellt“ sein, wie man das heute ausdrückt. Das kann man z.B. durch besondere Attraktivität der Angebote erreichen. Also erneut ein Thema, in dem die zukünftigen Lehrer*innen besonders gefragt sind. Aber es gibt hier mit den Sprachen ein besonderes Problem, bzw. eine besondere Art damit umzugehen.
Heute gibt es ja bekanntlich immer mehr Familien in denen die Partner unterschiedlicher Nationalität sind und daher unterschiedliche Sprachen sprechen. Viele von ihnen erkennen die Chance, die sich daraus für ihre Kinder in dem Sinne ergibt, indem sie ihre Kinder zweisprachig erziehen. Das Besondere daran ist die Leichtigkeit mit denen Kinder beide Sprachen erlernen und zwar von frühester Zeit an. Von Piaget wissen wir, wie Kinder im Alter von 1-2 Jahren die Erwachsenen in ihrem Umfeld erleben, nämlich als sich bewegende Objekte.
Und es scheint als würden die Kinder die jeweilige Sprache mit dem jeweiligen Elternteil in dem Sinne verbinden, indem sie ihn/sie dann nur in dieser Sprache ansprechen lernen und dies gar nicht als anstrengende Lernleistung erleben. Meiner Meinung nach könnte man diese Erfahrung nutzen und z.B. die Kinder schon in Kinderkrippen mindestens zweisprachig ansprechen. M.a.W., es sollten hier Personen mit unterschiedlichen Sprachen angestellt sein, die diese dann an die kleinen Kinder weiter vermitteln und zwar einfach dadurch, indem sie die Kinder nur in dieser Sprache ansprechen.
Thomas nachdenklich: Mein Freund Erkan wächst ja auch zweisprachig auf, türkisch und deutsch. Aber ich kann mich erinnern, dass er sich mit der deutschen Sprache am Anfang ziemlich schwer tat. Er war allerdings auch nicht im Kindergarten und musste alles erst in der Schule nachholen, bzw. den Dialekt, den er auf der Straße erlernt hatte sozusagen zu Hochdeutsch übersetzen.
Opa: Das ist ein weiteres gutes Beispiel, wie heute solche Prozesse oft ablaufen. Es zeigt aber vor allem wie wichtig es ist, wenn Kinder frühzeitig auch zumindest den Kindergarten besuchen.
Thomas: Ja, das kann man hier deutlich erkennen. Aber eines ist mir noch nicht so richtig klar. Wie läuft denn das ab, wenn jetzt Kinder „eingeschult“ werden, also wenn sie zum ersten Mal die Schule besuchen?
Opa: Gut, dass Du mich darauf ansprichst, denn wir müssen uns jetzt mal den Gesamtablauf dieses neuen Bildungssystems anschauen und da wirst Du jetzt ein paar Überraschungen erleben. Außerdem können wir hier auch etwas über die Schulpflicht sagen.
Thomas: Wie noch mehr, die gibt es doch eh schon genug?
Opa lachend: Ganz zweifellos, aber die wichtigsten kommen noch. Aber beginnen wir wieder von vorn. Der alles entscheidende Punkt ist, von den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder auszugehen, wenn es darum geht, was die Kinder jetzt machen können. Also eine komplette Umkehrung der heutigen Situation. Noch etwas ist völlig anders: es gibt keinen Stundenplan mehr in dem Sinne, dass Stundentakte und Pausen vorgegeben werden. Das alles ergibt sich aus den Abläufen der jeweiligen Tätigkeiten. Allerdings können auf Wunsch der Kinder z.B. sporadische Sporteinheiten eingebaut werden.
Schulen können sich nun auf diesen Start vorbereiten, indem sie aus den bisherigen Erfahrungen die beliebtesten Angebote bereits den Kindern vorstellen. Oder sich auch von den Kindergärten über deren Aktivitäten informieren lassen. Also das könnte so funktionieren: die Kinder kommen in die Schule und sehen sich an, was andere vor ihnen schon so alles gemacht haben. Ob handwerklich, im Schulgarten, technisch, z.B. mit Baukästen, Malarbeiten, den Musikraum, Sporthalle usw. usw. Vermutlich werden sich jetzt einzelne Kinder für das eine oder andere Angebot entscheiden, wobei hier dann immer auch Probleme mit der Anzahl der TeilnehmerInnen möglich sind, so nach dem Motto mein/e Freund/in geht in dieses Angebot, da will ich auch hin.
Schwierig wird es immer dann, wenn Kinder mit besonderen Wünschen ankommen, die die Schule nicht oder vielleicht auch nur noch nicht anbietet. Solche Probleme können in Städten dann manchmal durch Wechsel der Schule, zumindest zeitweise, gelöst werden. Auf dem Lande, wo nur eine Schule existiert, wird das schon schwieriger. Einerseits kann die Schule vergleichbare Angebote machen. Aber sie könnte andererseits auch solchen Kindern anbieten, wenn diese die erforderliche Anzahl an Teilnehmern zusammenbringen, dann im Anschluss an das Erstangebot solche speziellen Wünsche umzusetzen.
Der alles entscheidende Punkt ist aber immer und überall, keinen Druck oder gar Manipulation der Kinder. Diese müssen immer in ihren Bedürfnissen und Wünschen ernst genommen und dort „abgeholt“ werden. Damit steht und fällt der ganze Erfolg der anschließenden Schulzeit. Wenn nämlich Kinder gerade in diesem Alter mal enttäuscht wurden, sind sie nur schwer wieder aus einer daraus entstehenden Ablehnung zurück zu holen.
Thomas: Ich glaube da könntest Du recht haben. Aber wie ist das dann mit der Schulpflicht?
Opa: Selbstverständlich gibt es die immer noch, denn gerade diese Freiwilligkeit als Basisvoraussetzung von Unterricht könnten nicht wenige Eltern missverstehen und ihre Kinder vom Schulbesuch abhalten. Ich habe dazu ja schon früher einiges gesagt.
Thomas: Ja ich kann mich erinnern, insbesondere bei Mädchen.
Opa: Ja ganz recht. Aber es könnten durchaus auch Eltern geben, denen die ganze Richtung dieser Schule nicht passt und die dann ihre Kinder versuchen von dieser Schule fernzuhalten. Auch in dieser Richtung habe ich schon im Zusammenhang mit den Eltern einiges gesagt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass in einer solchen Schule, wie wir sie hier „entwerfen“ fast alle Kinder mit Begeisterung gehen werden. Aber natürlich wird es auch da Ausnahmen geben, vor allem dann, wenn die Eltern diese Schule ablehnen. Es wird wohl auch in Zukunft so sein, dass man manche Menschen zu ihrem „Glück“ ernsthaft „hinführen“ muss, um es etwas vorsichtiger auszudrücken.
Thomas: Da hast Du sicher recht. Aber warte mal, mir fällt da ein anderes Problem auf. Du hast schon mit Recht auf die begrenzte Anzahl an Teilnehmern solcher Angebote hingewiesen. Wenn ich mir das so vorstelle, dann müssten eigentlich Lehrer*innen in dieser Schule fehlen, könnte das sein?
Opa: Das wäre durchaus möglich. Aber diese Schule wird sich sowieso in Beziehung auf die Gesellschaft anders entwickeln, Das werde ich Dir gleich bei den weiterführenden Umständen zeigen und erklären. Ich bin daher der Meinung, dass man in dieser Schule in vielen Bereichen auch interessierte Eltern, vor allem in den praktischen Bereichen auch pensionierte oder verrentete SeniorInnen einsetzen könnte. Diese brauchen natürlich erstens dann eine pädagogische und vor allem psychologische Grundbildung. Aber ich bin ziemlich sicher, wenn diese erst mal erlebt haben, wie spannend eine solche neue Art von Schule auch für sie ist, dann wird man hierfür absolut genügend Personen finden. Natürlich geht das aber nur bei sehr enger Zusammenarbeit sowohl mit den Lehrer*innen, als auch mit den Kindern.
Thomas etwas erstaunt: Glaubst Du wirklich, das könnte funktionieren? Haben vor allem ältere Menschen nicht besondere Probleme mit Kindern, die eine eigene Meinung haben und die dann auch offensiv vertreten?
Opa: Ja und nein. Es wird natürlich solche Menschen geben. Aber die kann man dann eben nicht für diese Zwecke brauchen. Aber es gibt da auch jede Menge älterer Menschen, die eher dazu in der Lage sind als jüngere, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber vergiss nicht die spezielle Ausbildung. Die kann zwar natürlich nicht weiß Gott wie umfassend sein. Aber ich bin sicher: die meisten werden das so schnell erkennen und verinnerlichen, was hier gebraucht wird und daher werden die schneller in der Lage sein hier einzusteigen, als man denkt. Aber in diesem Zusammenhang muss ich auf noch etwas aufmerksam machen. Solche Lern- bzw. Aktionsgruppen sollten sich ja gerade nicht strikt nach Altersklassen zusammensetzen, sondern erstens nach Interesse, aber vor allem zweitens nach Fähigkeiten. Und diese können sich schon in diesem Alter ziemlich unterscheiden. Das alles entscheidende ist ja die Eigenaktivität, denn alleine diese ist es, die den Mechanismus der Veränderungen begreifbar macht. Und nur darüber kann „Realität in die kognitive Struktur eingegliedert werden“, wie es Piaget ganz klar formuliert. Aber er sagt dann noch deutlicher: es sind nämlich nur die „Handlungen, mit denen das Kind die Objekte oder Ereignisse transformieren und diese dann in seine Operationssysteme eingliedern und erst somit Erkenntnisse gewinnen kann“! Noch klarer geht es nicht, warum das Handeln so wichtig für Kinder ist. Denn es ist ja gerade die Ebene der erreichten Operationalität, die die Entwicklungsstufen des Geistigen ausmacht.
Thomas: Wenn ich mir das so anhöre, aber auch meine eigenen Erfahrungen mit eigenen Handlungen vergleiche, kann ich da nur zustimmen. Alles was ich dabei je gelernt habe weiß ich heute noch, das von der Schule fast gar nicht mehr.
Opa: Siehst Du, und deshalb ist das so entscheidend. Aber jetzt müssen wir uns noch mit einem anderen Problem befassen. Denn natürlich werden auch nicht wenige Kinder aus Problembereichen in den Schulen eingeschult, vor allem in den Städten, aber sicher nicht nur dort. Und hier brauchen wir dringend speziell psychologisch geschulte Personen, die eine Art Familienerziehung mit solchen Kindern nachholen müssen. Denn selbstverständlich ist auch die Erziehung im Sinne eines respektvollen Umganges mit Mitschülern und LehrerInnen immer noch eine Grundkompetenz, die, wenn sie von Zuhause fehlt, in der Schule vermittelt werden muss. Allerdings vor allem und zuerst durch Vorbildfunktion. Es kann nicht so sein, was man leider immer wieder an Schulen beobachten kann, dass ein/e Lehrer*in den Schüler*innen die Schädlichkeit des Rauchens erklärt und sich dann schon auf dem Flur eine neue Zigarette ansteckt. Welche Folgen so was hat, kann man sich an einem Finger abzählen. Wenn überhaupt welche, dann die generelle Untergrabung der Glaubwürdigkeit von Lehrer*innen und in Bezug auf das Rauchen das falsche Vorbild.
Thomas nachdrücklich: Aber ja, das habe ich auch schon erlebt. Und da haben meine Mitschüler*innen nur noch über diese Lehrerin, die das so gemacht hat gelacht und haben sich selbst welche angesteckt.
Opa nickend: Das kenne ich aus Eigenbeobachtungen nur zu gut. Als ich dann einen ehemaligen Kollegen darauf ansprach, habe ich mit dem dann fast Krach gekriegt. Ganz entscheidend ist aber bei dieser Vermittlung von Verhaltensnormen, dass erstens die Kinder wirklich ernst genommen werden, sozusagen mit den Erwachsenen auf „Augenhöhe“ sind. Das darf aber auf gar keinen Fall mit Laisser faire verwechselt werden, was ja eine Menge sogenannter reformpädagogische Ansätze so völlig falsch gesehen haben.
Thomas: Was heißt denn dieses Laisser faire? Ich habe den Begriff schon öfter gehört, konnte ihn aber noch nie verstehen.
Opa: Wörtlich meint das „sich gehen lassen“ und wurde in der Erziehung meist so verstanden, dass man Kinder machen ließen was sie wollten. Eines der bekanntesten Beispiele war Summerhill, eine Art Schule, in der man so verfuhr. Das Ergebnis war aber kaum bis gar nicht in dem Sinne, wie man es erhoffte, dass nämlich Kinder von sich her in der Lage wären, z.B. von sich her soziale Kompetenzen zu erwerben. Wenn man die Erkenntnisse von Piaget richtig verstanden hat, sieht man auch warum. Kannst Du verstehen, was ich meine?
Thomas nachdenklich: Warte mal. Lass mich mal überlegen. Die Kinder erlernen alles aus ihrer Begegnung mit ihrer Umwelt, richtig? Opa nickt nachdrücklich. In diesem Sinne sind ja auch die Eltern und andere Menschen ihre Umwelt, immer noch richtig? Opa nickt erneut. Mhm… wieder nachdenklich, plötzlich lebhafter Aber das was Du soziale Kompetenz nennst, kann man doch nur von anderen, oder im Umgang mit diesen erlernen, richtig?
Opa sehr erfreut: Sehr gut. Genau so läuft das ab. Aber diese „Anderen“ sollten erstens diese Kompetenz selbst besitzen, vor allem aber ihrerseits durch den Respekt und die Toleranz, die sie selbst den Kindern gegenüber praktizieren, diesen dadurch das Vorbild sein. Verstehst Du jetzt wie und vor allem warum dies so wichtig ist und warum sich hier gerade auch in der Schule Vieles ändern muss, auch und gerade von Seiten der Lehrer*innen her.
Thomas wieder mal mit großen Augen: Aber ja verstehe ich das. In der Regel ist genau der gegenseitige Respekt weder zwischen den Schüler*innen vorhanden, aber leider meist auch nicht von Seiten der Lehrer*innen den Schüler*innen gegenüber.
Opa nachdrücklich: Ja leider. Und interessanter Weise haben die Schüler*innen gerade vor den Lehrer*innen selbst Respekt, die ihnen gegenüber diesen nicht vermissen lassen, richtig?
Thomas völlig überrascht, aber auch sehr nachdenklich: Mein lieber Mann, das ist aber ein Ding, aber scheinbar hast Du auch hier recht. Je mehr ich mir diejenigen Lehrer*innen vorstelle, vor denen ich Respekt habe, um so mehr muss ich Dir zustimmen; schüttelt immer noch den Kopf.
Opa: Ich bin sicher, dass dieser Zusammenhang genau so ist. Das geht Dir nämlich letztlich Dein ganzes Leben lang so. Nur wenn Dir jemand mit Respekt begegnet, dem/rjenigen wirst auch Du respektvoll begegnen. Das hat mit einem ganz tiefsitzenden Grundproblem aller sozialer Verhaltensweisen zu tun, der Gleichheit von Geben und Nehmen nämlich.
Keine wie auch immer geartete soziale Begegnung wie und wo auch immer kann auf Dauer ohne diese zumindest annähernde Gleichheit funktionieren. Stimmt dieses Verhältnis nicht, wird sich eine Seite über kurz oder lang ausgebeutet fühlen und das ist das Ende aller positiven Gefühle gegenüber der anderen Seite. Allerdings gibt es da eine wichtige Ausnahme, das ist das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Da ja aber die meisten Kinder irgendwann selbst Eltern sind, gleicht sich das dann eben auf dieser neuen Ebene wieder aus.
Aber kehren wir wieder zu unserer Schule zurück. Und da gibt es noch einen wichtigen Punkt zu erwähnen, denn noch etwas wird sich in dieser neuen Schule erheblich verändern. Nämlich die Verflechtung der Schule mit dem Umfeld, ob im Dorf oder in der Stadt. Das zeigt sich besonders deutlich in den weiterführenden Bereichen vor allem jenseits des Alters von 10 Jahren, dem wir uns jetzt zuwenden und da wird es jetzt besonders spannend.
Thomas: Au ja, da bin ich schon richtig gespannt drauf.
Opa: Das wird es auch. Erster Grundsatz: alle weiterführenden Schulen werden dem Gesamtsystem eingegliedert.
Thomas mit großen Augen: Wie, es wird keine Realschulen und Gymnasien mehr geben?
Opa: Bei konsequenter Umsetzung des Ansatzes noch nicht mal mehr Berufsschulen oder BOS und FOS-Schulen. Ja noch nicht einmal der Unterrichtsteil im engeren Sinne an den Universitäten wird bestehen bleiben.
Thomas völlig baff: Das musst Du mir erklären.
Opa: Zunächst ist zu beachten, dass Handlungen ja nicht nur mit dem Körper durchgeführt werden, sondern auch im Kopf ablaufen, was wir uns schon mit Piaget verdeutlicht haben. Daher wird sich vieles von der reinen Praxis auf Handlungen im Kopf verlagern, mit der Folge, dass andere Formen der Aktivitäten eine immer wichtigere Rolle spielen. Ich denke hier insbesondere an Tätigkeiten ähnlich dem was heute schon in den Aktionen „Jugend forscht“ geschieht. Also Kinder, die sich für solche Umstände interessieren, werden im breiten Umfang unterstützt. Eine andere Form ist das Rollenspiel. Ich selbst habe als junger Lehrer einmal ein solches in der 8. Klasse einer Hauptschule durchgeführt. Ich war völlig überrascht, was die Kinder in kürzester Zeit an Vorbereitung, Vorschlägen, Aktivitäten und Einsichten hervorbrachten, was man HauptschülerInnen normalerweise nie zutrauen würde. Allerdings lief dieses Spiel über eine Woche völlig außerhalb des Lehr- und Stundenplanes und ich konnte daher nie wieder so was durchführen. Keine meiner späteren Schulleitungen war dazu bereit.
Thomas: Na wenn ich höre, welche Bedingungen dafür erforderlich sind, wundert mich das nicht. Aber es würde mich schon mal interessieren so was zu machen. Papa hat mir mal von so was erzählt, das er in einer Weiterbildung durch seinen Betrieb mitgemacht hat. Das hörte sich wirklich spannend an.
Opa: Das ist es auch ganz ohne Zweifel. Dann könnte es Theateraufführungen geben, vielleicht sogar nach eigenverfassten Stücken. Oder auch ab und zu eine Zirkusveranstaltung, was ja z.B. Waldorfschulen jährlich mit großem Erfolg durchführen. Grundsätzlich gilt: der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Alles was junge Menschen interessiert, kann und muss Eingang in die Schule finden, mal abgesehen von ungesetzlichen Dingen natürlich.
Thomas lachend: Natürlich. So weit kann ja wohl nichts gehen.
Opa: Natürlich nicht. Jetzt kommt aber eine ganz wichtige Überlegung. Mit ziemlicher Sicherheit werden sich einzelne Schüler*innen schon relativ früh auch besonders für Tätigkeiten interessieren, die z.B. mit einem bestimmten Handwerk in Verbindung stehen. Siehe die Verzahnung der Schule mit dem Umfeld von vorhin. Hier sollte es schon sehr früh möglich sein, dass solche Kinder in entsprechenden Betrieben Zugang finden. Aber nicht nur als Kurzzeitpraktikanten wie heute, sondern nach einer gewissen Eingewöhnung und Einarbeitung durchaus umfassender. Das heißt nicht, dass sie zu billigen ArbeiterInnen werden sollen. Sie können und sollen sich ihren Arbeitsrhythmus z.B. selbst bestimmen können.
Das ist in manchen Betrieben oft nicht so einfach, besonders wenn diese in weiter entfernten Orten arbeiten. Da könnte man dann ja z.B. nach einem langen Tag den darauf folgenden frei machen. Auch sollten dann solche Kinder an die ehemaligen Berufsschulen wechseln und dort sich theoretisch mit diesem Beruf beschäftigen. Aber zwei Dinge sind hier wichtig zu beachten. Erstens ist ein solches Kind damit noch keineswegs auf diesen Beruf festgelegt. Es kann jederzeit in andere Berufe wechseln, zumindest so lange, bis es einen längerfristigen Arbeitsvertrag mit dem Betrieb geschlossen hat. Also auch hier keine unnötigen Prüfungen, sondern alleine die Fähigkeiten des Kindes entscheiden und sonst nichts. Aber andererseits sollte noch etwas gelten. Wenn ein solches Kind eine Leistung erbringt, die der Betrieb verkauft, muss es angemessen an dieser Einnahme beteiligt werden. Also so etwas wie einen Lohn bekommen und das völlig unabhängig von seinem Alter.
Thomas völlig baff: Wow. Mein lieber Opa. Du stellst die bisherigen Umstände aber gewaltig auf den Kopf. Mein lieber Mann.
Opa: Ich bin mir dessen durchaus bewusst. Aber wenn wir nicht endlich ganz neue Wege beschreiten, werden sich unsere Probleme z.B. mit Menschen ohne Ausbildung immer nur noch weiter ausdehnen. Das hat enormen Folgen für die Sozialleistungen, was absolut unnötig ist. Ich behaupte jetzt natürlich nicht, dass mit dieser Änderung auch die absoluten Arbeitsverweigerer zu erreichen wären. Das kann man vergessen.
Allerdings wäre ich sehr überrascht, wenn wir nach einer solchen Schullaufbahn, wie wir sie hier entwerfen, überhaupt noch solche Menschen existierten. Wenn es gelingt wirklich allen Menschen in einer solchen Schule Spaß an praktischen und erfolgreichen Tätigkeiten selbständig erleben zu lassen, könnte dieses Problem wirklich ein für allemal gelöst werden. Diesen Optimismus habe ich durchaus. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhange an den Grundsatz von Wilhelm Reich unter dem er Menschen sieht, die auch psychisch gesund sind. Danach sind die Grundbedürfnisse von Menschen Liebe, Wissen und Arbeit. Ich glaube wirklich, dass dies umfassend – unter der angegebenen Prämisse natürlich – für uns alle gilt.
Thomas wieder mal mit großen Augen: Glaubst Du wirklich? Aber wenn ich so darüber nachdenke, kann ich auch nicht glauben, dass es Menschen gibt, die von Natur aus einfach nichts tun wollen. Man muss ja nur mal kleinen Kindern zuschauen. Ich glaube das könnte wirklich funktionieren. Wow, das wäre ein Ding.
Opa: Ich glaube das durchaus. Denn nach allem was wir über solche Menschen wissen, hat das fast immer mit gescheiterten Schullaufbahnen und damit eben auch mit folgenden psychischen Problemen zu tun. Aber so was wird es dann nicht mehr geben und da bin ich ziemlich sicher.
Thomas: Das könnte wahrhaftig möglich sein. Aber Du hast vorhin gesagt, auch die Universitäten würden den eigentlichen Lehrbetrieb einstellen können. Das verstehe ich nun aber noch gar nicht. Wie soll das denn gehen?
Opa: Ja das könnte sogar die interessanteste Folge dieser Revolution sein. Genau genommen sogar eine der entscheidenden überhaupt, die ich mit dem ganzen Ansatz erreichen möchte. Stellen wir uns mal Jugendliche vor, die durch eine solche Schule gelaufen sind. Die von Beginn an selbst in ihrem Intellekt, als auch in ihrer Person gefordert waren. Die dadurch sowohl ihre geistige Entwicklung voran bringen konnten, vor allem aber gelernt haben auch auf ihre Intuition nicht nur zu achten, sondern immer mehr und gezielter einzusetzen. Und wann haben sie das vor allem gelernt? In solchen Unternehmungen ähnlich denen, die schon heute bei „Jugend forscht“ durchgeführt werden, kann man gerade diese Seite besonders beachten und entwickeln. Und dass gerade diese Intuition in der Lösung schwieriger oder gar neuer Erkenntnisse besonders gefragt ist, haben keine geringeren als Hans Sauer – 309 Patente – und Prof. Dr. Artur Fischer – über 5000 Patente – in dem Buch „Kooperation mit der Evolution“ nachdrücklich und deutlich betont.
Thomas: Was ist denn eigentlich Intuition genau? Ich habe dieses Wort schon oft gehört, aber noch niemand konnte es mir wirklich erklären.
Opa amüsiert: Hast Du denn schon jemand gefragt?
Thomas etwas verlegen: Eigentlich nicht. Aber könntest Du es mir trotzdem erklären, wenn es so wichtig ist?
Opa: Schauen wir mal. Unter Intuition kann man eigentlich mehrere Umstände verstehen. Z.B. ein unmittelbares, nicht durch Reflexion erreichtes Erkennen, oder spontanes Erfassen eines komplizierten Sachverhalts. Aber auch so etwas wie eine plötzliche Eingebung im Sinne einer schon länger gesuchten Lösung für ein Problem. Wie Du erkennen kannst, spielt dabei immer etwas mit, was man nicht wirklich benennen kann und schon gar nicht logisch oder gar materialistisch. Und genau daher ist die Intuition für viele Erkenntnistheoretiker ziemlich suspekt.
Thomas: Aber wenn sie all das leisten kann, was Du gerade alles aufgezählt hast, dann ist sie doch sehr wichtig, um nicht zu sagen wertvoll.
Opa: Das ist sie natürlich auch und wirklich vernünftige Menschen lassen sich daher auch nicht von diesen schon fast ideologischen Vorurteilen der genannten TheoretikerInnen beeinflussen. Das gilt dann vor allem für solche Menschen, die ihre manchmal fast unglaubliche Möglichkeit persönlich erfahren haben, wie die beiden Herren, die ich Dir gerade genannt habe. Denn diese sagen klar und eindeutig: nur die Intuition hat ihnen ihre wichtigsten Entdeckungen und Erfindungen „geschenkt“, aber nicht das logische Denken.
Thomas wieder mal etwas überrascht: Nicht das logische Denken? Ich dachte das brauche man in solchen Fällen ganz besonders, oder nicht?
Opa: Eben gerade nicht. Logik kann immer nur mit dem arbeiten, was man schon kennt. Solches kann sie zwar klären helfen und Widersprüche ausmerzen. Aber neue Fakten oder gar Umstände kann die Logik nicht hervorbringen. Aber das haben wir schon mal besprochen, erinnerst Du Dich jetzt?
Thomas: Au ja, wo Du mich daran erinnerst fällt es mir wieder ein.
Opa: Oh, das passiert auch anderen Menschen. Aber kehren wir zu unserer Überlegung von vorhin zurück. Wir haben also junge Menschen, deren Intuition ganz besonders entwickelt und anerkannt ist und die darüber hinaus durch solche eigenen Forschungen schon mit allen möglichen neuen Problemen in Berührung kamen. Stelle Dir jetzt mal vor, ein großer Konzern oder auch eine Abteilung einer Universität stehen vor einem Problem, für das sie einfach keine Lösung finden.
Ich bin völlig davon überzeugt, wenn man hier zu der betreffenden Ingenieurgruppe oder dem/r Professor/in und deren Assistent*innen einige solcher junger Leute hinzuholt, dass diese nicht zuletzt mit Hilfe ihrer Intuition durchaus völlig neue Lösungsansätze zu finden in der Lage sind. Die haben ja noch keinerlei Vorkenntnissen, was ja manchmal auch Vorurteile sind. Ja ich glaube wirklich, dass durch eine solche Entwicklung überall regelrechte Lawinen in Bewegung gesetzt werden, die alles bisher Bekannte in den Schatten stellen. Ob bei der Lösung solcher Probleme oder auch bei Neugründungen von Firmen und natürlich vor allem in den verkrusteten Strukturen von Parteien, Unternehmen, Verbänden usw.
Thomas fast lachend: Aber Opa, Du bist ja regelrecht euphorisch. Glaubst Du das wirklich, was Du mir da gerade gesagt hast?
Opa lacht jetzt auch: Ja Thomas, das glaube ich wirklich. Und auch hier sollte es dann fließende Übergänge zwischen den Schuleinrichtungen und den Unternehmen und der Universität geben. Ganz nach dem Motto: nur das Talent und die Fähigkeit zählt und nicht irgendwelche Altersgrenzen, Abschlüsse oder sonstiger Scheine. Auch hier können dann die jungen Leute durchaus von einer Einrichtung oder einem Unternehmen zur anderen oder zum anderen wechseln. Und erst, wenn sie längerfristige Verträge mit wem auch immer schließen, sind sie dann an diese gebunden. Aber kehren wir an unsere Schule zurück. Gehen wir mal in Gedanken in eine hinein, übrigens ein ehemaliges Gymnasium. Gleich im Eingangsbereich stoßen wir auf den interessantesten Ort der ganzen Schule. Was könnte das sein, was denkst Du?
Thomas überlegt: Der interessanteste Ort? Ich komme nicht drauf. Sag Du es mir.
Opa lächelnd: Na überlege noch mal. Alle Aktivitäten und Inhalte gehen von den Schüler*innen aus. Wie könnten die das organisieren?
Thomas völlig perplex: Die organisieren das selber? Aber vorhin hast Du doch gesagt, die Schule mache da Angebote. Jetzt nicht mehr?
Opa: Bei den Angeboten der Schule sprachen wir über den Schuleintritt. Jetzt sind wir eher im Endbereich.
Thomas überlegt erneut: Die organisieren das selber? Ja aber wie, der interessanteste Ort der Schule? Ich komme immer noch nicht drauf.
Opa: Pass auf: Du willst vielleicht in den Ferien eine Radtour unternehmen. Du bist darüber mit Deinem Freund Erkan einig, aber Ihr würdet gerne noch zwei oder drei weitere Teilnehmer von Eurer Schule finden. Was könntet Ihr da tun?
Thomas immer noch überlegend, plötzlich strahlend: Ja natürlich, ich könnte einen Aushang am schwarzen Brett im Eingangsbereich machen, meinst Du so was?
Opa strahlend: Natürlich! An unserer Zukunftsschule ist das der interessanteste Ort überhaupt. Entweder als großes schwarzes Brett oder auch als Litfaßsäule. Da kommen täglich neue Ideen und Angebote hinzu. Schauen wir uns das mal an. Da hängt ein knallroter Zettel mit der Frage: Wir sind 5 Freund*innen und suchen für einen Qigong Kurs noch 10 bis 15 Leute. Das ganze findet im Raum sowieso statt. Einen Qigong-Lehrer haben wir schon. Oder weiter oben richtig giftgrün: drei aus der letzten Gruppe Automation wollen erforschen, wie Roboter Seheindrücke in Handlungen übersetzen können. Wir haben einen Informatiker gefunden, der mit uns das rauskriegen will. Die Fa. XY wäre auch daran interessiert und würde uns eventuell bei der Finanzierung helfen. Wir brauchen noch 4-5 Leute.
Oder da rechts hängt ein ausgeschnittener Shakespeare. Darauf steht in verschnörkelter Schrift: 5 Leute wollen das Original „Was ihr wollt“ studieren und dann aufführen. Wir suchen noch eine/n Lehrer/in und noch 10-15 Leute. Oder hier schau mal, besonders interessant: 8 FreundInnen wollen eine steinzeitliche Fischerhütte unten am See bauen und dann über den kommenden Sommer unter deren Bedingungen leben. Wir suchen dringend noch Leute, Sponsoren, Handwerker und Historiker, die uns zunächst bei der Planung und dann bei der Durchführung unterstützen. Oder hier, das hätte ich fast übersehen:
Die Arbeitsgruppe organische Chemie II untersucht Möglichkeiten aus Mais oder Holz schlagfeste Kunststoffe herzustellen, die besonders schnell zu recyceln sind. Wir suchen noch Interessenten und Sponsoren. Oder hier ganz himmelblau: 10 Leute planen ein Rollenspiel als Gerichtsverhandlung wegen Schlägerei mit Verletzungsfolgen. Einen beratenden Richter haben wir schon. Wir suchen noch weitere Interessenten und einen beratenden Rechtsanwalt für die Verteidigung, usw. usw. Oh hier schau, ein Gefäß mit verschiedenen mathematischen Körpern. Dabei steht: Lehrer K.M. bietet in Zusammenarbeit mit der Getriebefirma ZX an, solche Körper in der dortigen Lehrwerkstatt herzustellen und diese dann mit allen möglichen Schnitten auch zu berechnen. Daraus soll dann ein Computerprogramm erarbeitet werden.
Thomas erstaunt: Wie, auch Lehrer machen Angebote?
Opa: Aber wieso denn nicht? Gehören denn Lehrer*innen nicht auch zur Schule?
Thomas immer noch erstaunt: Ja schon, aber Deine Vorstellungen sind so umwerfend, dass ich da fast nicht mehr mitkomme.
Opa hat kaum zugehört: Aber schau Dir mal das an. Jetzt bin selbst ich völlig perplex. Liest mit großen Augen, dann laut Herr Prof. Dr. der Physik und Dr. der Philosophie H.v.Z. verfügt über einen Forschungsauftrag von einem kompetenten Sponsor zur Erforschung feinstofflicher Energien, mit dem Ziel damit eventuell elektrische Energie zu gewinnen. Er sucht dringend interessierte MitarbeiterInnen. Und hier der wirkliche Hammer. Der Aufruf hängt erst zwei Stunden und da stehen schon 8 Namen, übrigens 7 weibliche, was mich allerdings auch nicht wirklich überrascht.
Thomas fast verblüfft: Wieso überrascht Dich das nicht?
Opa: Hoje, wieder ein neues „Fass“. Nur so viel: Frauen sind nach Meinung von Psycholog*innen eher kommunikativ als Männer und hier könnte gerade diese Eigenschaft besonders wichtig sein. Aber jetzt eine andere Frage: Na was hältst Du von meiner Vision?
Thomas schaut in einer Mischung aus Ehrfurcht und Begeisterung, schreit jetzt fast: So stellst Du Dir das vor? Mensch Opa, das ist ja oberhammergeil! Warum gibt es so was noch nicht? So eine Schule wäre das Größte. Mensch da könnte man endlich all das machen, was einen wirklich interessiert. Er ist kaum noch zu bremsen. Und so was könnte funktionieren?
Opa lässt sich von der Begeisterung von Thomas fast anstecken: Warum sollte das denn nicht funktionieren. Es kommt doch nur auf den Willen an es zu tun. Aber bevor Du mir jetzt vor lauter Begeisterung ganz daneben gerätst, schlage ich vor, dass wir uns über zwei solcher Angebote etwas näher Gedanken machen. Damit kannst Du auch erkennen, wie schwierig es werden wird solche Projekte, wenn sie denn mal möglich sein sollten, umzusetzen. Welche würden Dich denn interessieren?
Thomas überlegt: Also vielleicht kriege ich sie ja nochmals alle auf die Reihe. Zunächst war da der Kurs Qigong, dann die Roboter, das wäre ganz interessant, dann der Shakespeare, dann die Chemie, das ist nicht so ganz meine Welt. Wie wäre es mit dem Rollenspiel? Das scheint spannend zu werden. Aber halt natürlich, die Fischerhütte aus der Steinzeit. Über so was haben wir ja schon mal gesprochen. Das könnten wir uns mal näher ansehen, ja und das Rollenspiel, o.k.
Opa: O.k., dann schauen wir mal. Es ist Dir sicher schon was aufgefallen. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass die Schüler*innen eben auch alle ihre Aktionen weitgehend selber vorbereiten. Zumindest in dem Umfang, bis die Teilnehmer feststehen und die begleitenden „Fachleute“, wobei diese ja, wie Du an den Aushängen sehen konntest, sowohl Lehrer*innen als auch Fachleute von außerhalb der Schule sein können, ja eigentlich sollen.
Thomas: Ja das fiel mir natürlich besonders schnell auf. Damit kann man ja auch lernen, wie man solches organisieren kann.
Opa: Völlig richtig. Das ist ja auch der Sinn des Ganzen. Aber wie wir gleich sehen werden, kann sich dann in der Planung noch vieles verändern. Schauen wir uns mal an, wie das Projekt Steinzeit weitergehen könnte. Also: zum angegebenen Termin treffen sich in dem genannten Raum 30 Leute. Sie sitzen alle um einen großen Konferenztisch herum. Die 8 Einladenden sitzen nebeneinander. Eine von Ihnen begrüßt alle und stellt ihre Idee vor. Sie wollen also eine solche Hütte bauen.
Dazu wollen sie einen Ausflug an den Bodensee organisieren, wo ja eine solche Siedlung steht, um sich das genau anzusehen, wie die gebaut sind. Dann will man versuchen Steinwerkzeuge herzustellen. Da meldet sich ein Interessent: „Ihr wollt das wirklich versuchen? Mein Vater ist Hobbyarchäologe und hat mir schon mehrfach erklärt, wie enorm schwierig das ist und dass man dazu eine ganze Menge Erfahrung braucht. Aber mein Vater kennt auch einen Archäologen an der Uni….., der seit Jahren diese Techniken erlernt hat. Bei dem könnte man sich das vielleicht mal ansehen und vorführen lassen“. Du siehst, da wird nicht nur Kritik geübt, sondern werden auch gleich produktive Vorschläge mit eingebracht.
Thomas: Das ist aber wirklich sehr interessant. Ist das wirklich so schwer solche Werkzeuge aus Stein herzustellen?
Opa: Ja das ist es. Ich habe selbst in meinem Leben viele Steine zerschlagen, aber auch bearbeitet. Das ist überhaupt nicht einfach und schon gar nicht dann, wenn man bedenkt, dass diese Menschen ja nur selbst wieder Steine hatten, um die anderen Steine zu bearbeiten.
Thomas: Oh, ja natürlich, die kannten ja noch gar kein Metall. Ja das muss dann aber wirklich schwierig sein.
Opa: Wir wollen und können jetzt nicht hier eine ganze Story daraus entwickeln, nur so viel: also die Gruppe bildet sich zuletzt mit 18 Leuten. Du merkst, da kommen dann immer auch Leute, um sich zu informieren, ob ihnen das Projekt taugt. Dann fahren einige Jungs zu dem Archäologen, der sie auch herzlich eingeladen hat. Sie merken sehr schnell, mit Steinwerkzeugen herstellen, da wird nichts draus, das ist viel zu schwierig, das zu lernen. Aber aufgeben gilt nicht. Der Archäologe gibt ihnen den Rat, doch einfach in die frühe Eisenzeit zu wechseln. Da wäre vor allem auch das Kleiderproblem besser zu lösen, denn die Felle, die sie für die steinzeitliche Bekleidung gebraucht hätten, wären auch nicht so einfach aufzutreiben gewesen und in der frühen Eisenzeit könne man sich seine Kleidung dann selbst weben.
Auch mit dem örtlichen Fischerverein, der ja Pächter des Sees ist müssen sie sich arrangieren. Das geht aber ganz gut, weil ein Onkel einer Teilnehmerin bei diesem Verein ist. Auch das Thema Rindenboot ist schnell gestorben, als klar wird wie schwierig es ist, ein solches Boot herzustellen. Dafür kommen sie bei der Holzbeschaffung gut voran, da es im Nachbarort mehrere Waldbauern gibt, die ihnen das Bauholz kostenlos zusagen. Das wollen sie dann nach dem fachmännischen Fällen durch die Bauern selbst weiter mit selbstgefertigten Äxten und Sägen aufarbeiten. Übrigens kriegen sie bei der Herstellung ihrer Werkzeuge die nächsten Probleme. Erst als sie einen alten Schmiedemeister finden, der ihnen mit Rat und manchmal auch Tat zur Seite steht, gelingt ihnen auch dies. Auch mit dem Weben haben sie ganz schön zu kämpfen. Es dauert mehrere Wochen und viele Fragen und Reisen zu Fachleuten, bis sie einen Webstuhl hergestellt haben und gelernt haben darauf was Vernünftiges herzustellen.
Dann gibt es Probleme das Schilf für das Dach aufzutreiben, die Herstellung eines großen Hammers, um die Stützen in den Seegrund zu schlagen, macht Probleme usw. usw. Ein solches Projekt dauert letztlich mindestens ein ganzes Jahr. Aber das Ergebnis an Kenntnissen, neuen Fähigkeiten und Erfahrungen, sowohl mit dem Projekt als auch untereinander in der Gruppe dürfte die Mühen locker aufwiegen.
Thomas hat die ganze Zeit mit leuchtenden Augen zugehört: Ja so was würde mir mal wirklich auch Spaß machen, mein lieber Mann.
Opa leise lächelnd: Das kann ich mir gut vorstellen. Aber übersieh hier nicht welche enormen Probleme auch zu bewältigen sind. So einfach ist ein solches Unterfangen wirklich nicht. Ich habe nur auf einige hingewiesen. Ich denke da gibt es in der Praxis noch eine Menge mehr.
Thomas etwas gebremst: Au ja, das glaube ich auch. Aber mit Einsatz und entsprechender Unterstützung müsste doch vieles zu bewältigen sein, meinst Du nicht?
Opa: Ja Thomas, da hast Du völlig recht. Aber wir wollten uns ja noch kurz das Rollenspiel anschauen. Also wie könnte hier die Vorbereitung aussehen?
Thomas: Na da gibt es doch jeden Tag so was im Fernsehen zu sehen. Ich denke, da könnte man schon eine Menge davon lernen, denn das ist doch auch so was, wie ein Rollenspiel, oder nicht?
Opa: Ja und nein. Natürlich spielen hier die Schauspieler die Rollen, die darzustellen sind. Aber in einem echten Rollenspiel geht es ja vor allem darum aus dem Spiel für die Teilnehmer was zu lernen. Das ist ein völlig anderer Ansatz.
Thomas etwas nachdenklich: Aber ja, Du hast ja recht. Also müssen unsere „Spieler“ keinen Text auswendig lernen, sondern diesen erst selbst herstellen, richtig?
Opa: Genau da ist der entscheidende Unterschied. Sie sollen ja keine Erinnerungsleistung erbringen, sondern eine eigene kreative Leistung. Also nochmals, wie könnten Sie sich vorbereiten?
Thomas überlegt: Wie wäre es denn mit einem oder mehreren Besuchen beim Gericht?
Opa: Sehr gut, also damit fangen wir an. Ich denke es wäre dann auch sinnvoll sich eventuell mit einem Rechtsanwalt, oder auch dem Richter zu unterhalten, den sie ja schon für ihr Spiel gewonnen haben. Meinst Du nicht auch?
Thomas: Ja natürlich. Man kann aber sicher auch entsprechende Gesetzestexte im Internet finden, meinst Du nicht?
Opa: Das denke ich auch. Und wenn sie das alles zusammenhaben, müssen sie das Spiel durchführen. Dabei ist es sicher sinnvoll, dieses für die Zwecke der Auswertung mit Video aufzunehmen. Dann wird das Spiel mit einem Rechtsanwalt und dem Richter genau analysiert. Ich denke, wenn man so was dann so profimäßig aufarbeitet, dass dann erst der wirkliche Ertrag gewonnen werden kann. Gut, aber wie könnte das dann zumindest für den einen oder die andere weitergehen.
Thomas etwas erstaunt: Was könnte denn dann weitergehen? Ich denke das Spiel ist gelaufen?
Opa: Aber so was ist doch letztlich kein Selbstzweck. Denke doch mal daran, wie wir vorhin im Zusammenhang mit jungen Leuten mit der Industrie argumentiert haben.
Thomas: Ja natürlich, die gingen ja direkt auf mögliche Arbeitsplätze. Denkst Du das könnte hier auch so funktionieren?
Opa: Aber warum denn nicht? Da könnten doch anschließend der eine oder die andere auf so eine Art Volontärstelle gehen. Das könnte sowohl bei einem Rechtsanwalt, als auch bei Gericht sein, um dort bei allen möglichen Verhandlungen zugegen zu sein. Wo kann man denn besser lernen, wie so etwas abläuft, als wenn man selbst dabei ist? Verstehst Du, was ich hier an grundsätzlicher Änderung gegenüber der bisherigen Praxis vorschlage?
Thomas überlegt, dann zögerlich: So richtig noch nicht.
Opa: Was machen denn junge Menschen heute, wenn sie JuristIn werden wollen?
Thomas: Na sie gehen an die Uni studieren.
Opa: Richtig. Und welche Kenntnisse haben sie von ihrem zukünftigen Beruf?
Thomas wieder mal mit großen Augen: Richtig, so gut wie keine. Ah, ich verstehe. Wenn sie aber direkt von der Schule als Volontäre zu einem Rechtsanwalt oder auch ins Gericht gehen, können sie sich dort solches Wissen erwerben, richtig?
Opa: Genau. Was aber mindestens genauso wichtig ist, sie können auch erkennen, in welche Spezialbereiche sie eventuell später hinein möchten. Das ist eine Entscheidung, die ja heute oft sehr spät fällt, oft erst nach einiger praktischer Erfahrung, manchmal auch nach Umwegen, verstehst Du?
Thomas: Aber ja. Da könnte man sich manchen dieser Umwege ersparen. Aber was ist denn mit dem Studium. Brauchen solche Leute denn kein Studium mehr?
Opa: Aber selbstverständlich brauchen sie das noch. Aber das könnte erstens ein wenig kürzer ausfallen, vor allem aber viel gezielter erfolgen. Und natürlich geht es bei einem solchen Studium auch immer noch besonders um die theoretische Fundierung und Verbreiterung des bisher Erlernten. Ich glaube aber darüber hinaus, dass hier noch ganz speziell eine weitere gezielte Ausbildung in Psychologie und vielleicht sogar die eine oder andere Vorlesung in Philosophie hinzukommen sollte. Denn die Erkenntnis dessen, was wirklich recht im Sinne dem speziellen Fall angemessen ist, hängt immer mehr auch von Kenntnissen in solchen Bereichen ab.
Thomas: Da könntest Du vielleicht recht haben. Aber da ich davon wenig bis gar nichts verstehe, kann ich mich auch nicht dazu äußern. Aber eines wird mir auch hier klar. Eine solche Ausbildung wird nach diesem Modell sozusagen gedreht, indem zuerst Erfahrung in der Praxis gesammelt werden soll, bevor es theoretisch fundiert wird. Verstehe ich Dich da richtig?
Opa. Ja, absolut. Und ich halte diese Umkehrung für absolut wichtig. Denn wenn ich mir ansehe, wie so etwas heute abläuft, da wird deutlich wie viel Leerlauf hier entsteht. Student*innen können mit vielem, was ihnen zu Beginn im Studium angeboten wird noch überhaupt nichts anfangen. Das bleibt sozusagen graue Theorie und wird in manchen Fällen vielleicht sogar immer so bleiben. Wenn Student*innen aber schon wissen was Sache ist, können sie auch mit den Angeboten des Studiums viel mehr anfangen. Na Thomas, noch mal die Frage: was hältst Du von meiner Vision.
Thomas mit glänzenden Augen: Weißt Du was ich davon halte. Wenn ich hexen könnte, würde ich diesen Zustand sofort herbeihexen, das halte ich davon. Je mehr Einzelheiten ich mir ausmale, umso überzeugter bin ich. Das könnte wirklich toll werden, mein lieber Mann!
Opa: Ja davon bin ich voll und ganz überzeugt. Natürlich ist das Ganze jetzt bestenfalls eine Art Grundgerüst, das dann in seinen Einzelheiten noch ausgearbeitet werden müsste. Aber wenn man die angesprochenen Grundsätze wirklich beachten würde, bekämen wir eine völlig neue Schule, in die die Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit Begeisterung hinein gingen. Und allein das wäre schon eine Revolution und ein Segen für alle Kinder. Vor allem aber käme die Schule endlich aus ihrer Parallelrolle zur Gesellschaft heraus und könnte sich Schritt für Schritt immer weiter in diese hineinbewegen. Aber wie kommen wir dahin?
Thomas: Weißt Du was Opa, mache doch daraus ein Buch und wenn das nicht klappen sollte, stelle es einfach ins Internet. Das lesen dann bestimmt viele Leute und vielleicht kannst Du da etwas in Bewegung setzen.
Opa: Na mal sehen. Vielleicht mache ich das wirklich. Lassen wir uns mal überraschen. Aber eine Frage hätte ich jetzt doch noch ganz zum Schluss. Du hast Dich nie wieder zu meinem Vorschlag mit „Jugend forscht“ geäußert. Irgendwie scheint Dich das nicht anzusprechen, habe ich recht?
Thomas etwas verlegen: Ja, das hast Du völlig recht. So richtig kriege ich da keine Kurve.
Opa: Na das wundert mich nicht. Der Klotz Schule kann einem ganz schön quer liegen. Das ist doch völlig o.k. Wenn Dich da nichts animiert, macht es überhaupt keinen Sinn sich da zu etwas zu zwingen. Da kann niemals etwas Gescheites dabei herauskommen. Ich vermute, Du kannst Dich nicht so richtig von dem Erwartungsdruck der Schule frei machen, kann das sein?
Thomas: Da könntest Du vielleicht recht haben. Irgendwie kriege ich so was im Zusammenhang mit der Schule einfach nicht auf die Reihe.
Opa: Das kann ich gut verstehen. Aber ich habe einen anderen Vorschlag: versuche doch mal gegenüber der Schule Deine Position des passiv Geforderten umzudrehen, gehe sozusagen in eine aktive Rolle über.
Thomas erstaunt: Was meinst Du denn damit? Damit kann ich im Moment noch nichts anfangen.
Opa: Na überlegen wir mal: Ihr habt jährlich in allen Fächern ein vorgegebenes Programm, richtig? Thomas nickt Was da alles kommt kannst Du doch weitgehend mit Hilfe Deiner neuen Lehrbücher erkennen, ebenso richtig? Thomas nickt erneut Also ich schlage Dir folgendes vor. Schau Dir mal in den Fächern, die Dich wirklich interessieren an, was in diesem Jahr ansteht. Ich könnte mir denken, dass Du da das Eine oder Andere findest, was Dich anspricht. Also wo Du wirklich etwas unternehmen könntest, um Dich näher damit zu beschäftigen, indem Du Dir z.B. das eine oder andere Buch besorgen könntest, um Dich umfassender über dieses Thema zu informieren. Wenn Du das von Dir her machst, wirst Du Dich wundern, was das mit dem Thema für Dich macht, aber noch mehr, wie sich das dann auf Deine Note auswirken würde.
Thomas hatte zuerst skeptisch zugehört, dann darüber nachgedacht und beginnt jetzt zu lächeln: Weißt Du was Opa, ich glaube damit könnte ich was anfangen. Jetzt fast begeistert Ja genau. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr merke ich, dass ich damit bei mir was bewegen könnte. Na, das mache ich. Vielen Dank für diesen Hinweis. Thomas und sein Opa umarmen sich gegenseitig. Beide haben dabei Tränen in den Augen, was aber keiner zugeben will.
Literaturliste
Adamek/Otto Der gekaufte Staat Adorno T. W. Jargon der Eigentlichkeit, Negative Dialektik Agnoli/Brückn Die Transformation der Demokratie Allen Gary Die Insider, Baumeister der n. Weltordnung
Allen Gary Die Rockefellerpapiere
Allport G. W. Die Natur des Vorurteils
Amery Carl Global Exit
Amery Carl Hitler als Vorläufer
Anders G. Die Antiquiertheit des Menschen 1 – 2
Antes Peter Jesus
Arendt Hannah Eichmann in Jerusalem
Arendt Hannah Über das Böse
Arendt Hannah Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten
Arendt Hannah Macht und Gewalt
Arendt Hannah Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft
Arendt Hannah Vita activa
Aristoteles Physik 1-2
Aristoteles Metaphysik
Aristoteles Nikomachische Ethik
Aristoteles Politik
Arnim v. H. H. Staat ohne Diener
Arnim v. H. H. Die Deutschlandakte
Augustinus Bekenntnisse
Augustinus Vom Gottesstaat (2 Bände)
Augustinus Der freie Wille
Augustinus Über den dreieinigen Gott
Augustinus Über die wahre Religion
Aurobindo Sri Göttliches Leben
Aurobindo Sri Savitri
Bachinger/Mat Entwicklungsdimensionen des Kapitalismus
Baran/Sweezy Monopolkapital
Bardi Ugo Der geplünderte Planet
Bauer Joachim Prinzip Menschlichkeit
Bauer Joachim Selbst-Steuerung
Bauer Joachim Arbeit
Bauman Zygm Leben als Konsum
Bauman Zygm Leben in der flüchtigen Moderne
Bayle Pierre Historisches und kritisches Wörterbuch
Beck/Cowan Spiral Dynamics
Beck Don u.a. „ „ in der Praxis
Ben-Chorin Paulus
Ben-Chorin Bruder Jesus
Bender Hans Parapsychologie
Bender Hans Unser sechster Sinn
Benedikter R Einführung in das postmaterialistische Denken
Benjamin W Gesammelte Schriften Band II
Bergson Henri Materie und Gedächtnis
Berlin Isaiah Freiheit Vier Versuche
Bieri Peter Das Handwerk der Freiheit
Binswanger Die Glaubensgemeinschaft der Ökonomen
Bloch Ernst Subjekt-Objekt
Bloch Ernst Naturrecht und menschliche Würde
Bloch Ernst Im Christentum steckt die Revolte
Bodin Jean Über den Staat
Bohm David Die implizite Ordnung
Bollnow O. F. Sprache und Erziehung
Boltanski/Chia Der neue Geist des Kapitalismus
Borneman E. Das Patriarchat
Bott Gerhard Die Erfindung der Götter 2 Bä.
Bourdieu (Hg) Das Elend der Welt
Bourdieu P. Die männliche Herrschaft
Bourdieu P. Sozialer Sinn
Bourdieu P. Die feinen Unterschiede
Bourdieu P. Praktische Vernunft
Brzezinski Zbi Die einzige Weltmacht
Buber Martin Das dialogische Prinzip
Buchter Heike Black Rock
Bülow A. von Die CIA und der 11. September
Byung-Chul H Was ist Macht
Capra Fritjof Das Tao der Physik
Capra Fritjof Wendezeit
Castel Robert Die Metamorphosen der sozialen Fragen
Castoriadis C. Kapitalismus als imaginäre Institution
Castoriadis C Gesellschaft als imaginäre Institution
Chomsky Noam Sprache und Verantwortung
Chomsky Noam Eine Anatomie der Macht
Chomsky Noam War against people
Chomsky Noam Profit over people
Chomsky Noam Die Verantwortung der Intellektuellen
Chomsky Noam Über Erkenntnis und Freiheit
Chossudovsky Global brutal
Clement C Theos Reise
Corvin Pfaffenspiegel
Creutz, Helmut Das Geldsyndrom
Crick Francis Was die Seele wirklich ist
Csikszentmihalyi Dem Sinn des Lebens eine Zukunft geben
Darnstädt Th Der globale Polizeistaat
Darwin Charles Die Entstehung der Arten
Darwin Charles Die Abstammung des Menschen
Dawkins Ri Das egoistische Gen
Deffarge/Troel Frauen der Welt
Descartes René Meditationen über die erste Philosophie
Deschner K. Der gefälschte Glaube
Deschner „ Kriminalgeschichte des Christentums Bd.1-10
Dewey John Die menschliche Natur
Diamond Stan Kritik der Zivilisation
Ditfurth Der Geist fiel nicht vom Himmel
Dornes Martin Die emotionale Welt des Kindes
Drewermann Giordano Bruno
Drewermann Strukturen des Bösen I-III
Dürr H-P. Geist, Kosmos und Physik
Dürr „ „ Es gibt keine Materie
Dürr „ „ Warum es ums Ganze geht
Dürr/Panikkar Liebe – Urquelle des Kosmos
Dux Günter Moral in der prozessualen Logik der Moderne
Dux Günter Historisch-genetische Theorie der Kultur
Eccles John C. Wahrheit und Wirklichkeit
Eccles John C. Wie das Selbst sein Gehirn steuert
Eckhart Meister Vom Adel der menschlichen Seele
Egely György Verbotene Erfindungen
Eigen/Winkler Das Spiel
Einstein/Infeld Physik
Elias Norbert Über den Prozess der Zivilisation
Engelmann P Postmoderne und Dekonstruktion
Erhard Ludwig Wohlstand für Alle
Eucken Walter Wirtschaftsmacht und Wirtschaftsordnung
Eucken Walter Die Grundlagen der Nationalökonomie
Felber Christian Gemeinwohl-Ökonomie
Ferguson Maril Die sanfte Verschwörung
Feyerabend P Wider den Methodenzwang
Feyerabend P Wissenschaftstheore Realismus u d Autorität…
Foucault M Analytik der Macht
Foucault M Überwachen und Strafen
Freire Paulo Pädagogik der Unterdrückten
Freud Sigmund Abriss der Psychoanalyse
Freud Sigmund Studienausgabe Bd.1 -11
Friedman Mil Kapitalismus und Freiheit
Fritsch Theodor Die zionistischen Protokolle
Fromm Erich Autorität und Familie
Fromm Erich Anatomie der menschlichen Destruktivität
Fromm Erich Haben oder Sein
Fromm Erich 269/2 Psychoanalyse und Religion
Fromm Erich Die Furcht vor der Freiheit
Fromm Erich Wege aus einer kranken Gesellschaft
Fromm Erich Die Kunst des Liebens
Fromm Erich Über die Liebe zum Leben
Gaarder Thor Sofies Welt
Gadamer H-G. Wahrheit und Methode
Galbraith J K. Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs
Galbraith „ Die Entmythologisierung der Wirtschaft
Galbraith „ Die solidarische Gesellschaft
Ganser Daniele NATO Geheimarmeen in Europa
Gasset Jo O. y Der Aufstand der Massen
Gebser Jean Ursprung und Gegenwart (3 Bände)
Gesell Silvio Die natürliche Wirtschaftsordnung
Göttner-Aben Das Matriarchat 1
Goswami Amit Das bewusste Universum
Graeber David Schulden
Griffiths Bede Rückkehr zur Mitte
Gruen Arno Der Fremde in uns
Gruen Arno Falsche Götter
Gruen Arno Wider den Gehorsam
Gruen Arno Der Verrat am Selbst
Gruen Arno Der Kampf um die Demokrat
Gruen Arno Der Wahnsinn der Normalität
Gruen Arno Der Verlust des Mitgefühls
Gruen Arno Dem Leben entfremdet
Habermas, Jü Technik und Wissenschaft als Ideologie
Habermas „ Der Philosophische Diskurs der Moderne
Habermas „ Theorie und Praxis
Habermas „ Erkenntnis und Interesse
Habermas „ Die Einbeziehung des Anderen
Habermas „ Politik, Kunst, Religion
Haensch Dietr Repressive Familienpolitik
Hamilton, M.J Die Federalist Papers
Harder Rich Plotin
Hawking Step Eine kurze Geschichte der Zeit
Hayek Frie A.v. Die Verfassung der Freiheit
Hayek „ „ Recht, Gesetzgebung und Freiheit
Hegel G.W.F. Phänomenologie des Geistes
Hegel „ Vorlesungen ü die Philosophie der Religion I II
Heidegger, M Sein und Zeit
Heidegger, „ Vorträge und Aufsätze
Heidegger, „ Vorlesungen
Heidegger, „ Die Grundbegriffe der Metaphysik
Heidegger, „ Holzwege
Heidegger. „ Unterwegs zur Sprache
Heidegger, „ Die Technik und die Kehre
Heidegger, „ Der Satz vom Grund
Heidegger, „ Die Frage nach dem Ding
Heidegger, „ Wegmarken
Heidegger, „ Was heißt Denken
Heinrichs Joh Revolution der Demokratie
Heinrichs Joh Ökologik
Heinrichs Joh Integrale Philosophie
Heinsohn, Gu Die Vernichtung der weisen Frauen
Heinsohn, Gu Eigentum, Zins und Geld
Heisenberg W Physik und Philosophie
Helsing „ Geheimgesellschaften
Heraklit Aphorismen
Herrmann Ulr Der Sieg des Kapitals
Herrmann Ulr Hurra, wir dürfen zahlen
Hessel Stéph Empört euch
Hickel Rudolf Zerschlagt die Banken
Hickel Strickstr Brauchen wir eine andere Wirtschaft
Hobbes Th Der Leviathan
Hösle Vittorio Moral und Politik
Honneth Axel Die Idee des Sozialismus
Horkheimer M Traditionelle und kritische Theorie
Horkh.Ad.M.H Die Frankfurter Schule
Humboldt W.v. Ein Versuch die Grenzen … des Staates zu besti.
Hume David Untersuchung üb den menschlichen Verstand
Hume David Untersuchung über die Prinzipien der Moral
Hume David Von den ersten Grundsätzen der Regierung
Hume David Dialoge über natürliche Religion
Huxley Julian Entfaltung des Lebens
Irrgang Bernh Natur als Ressource
Jäger Willigis Die Welle ist das Meer
James William Der Sinn des Lebens
James „ Das pluralistische Universum
Jaspers Karl Denkwege
Jaspers Karl Psychologie der Weltanschauungen
Joas Hans Die Kreativität des Handelns
Jonas Hans Das Prinzip Verantwortung
Jung C.G. Über die Psychologie des Unbewussten
Jung C.G. Gesamtausgabe (Olten)
Jung C.G. Der Mensch und seine Symbole
Kaiser (Hg) Global 2000
Kant Immanuel Kritik der reinen Vernunft
Kant Immanuel Kritik der praktischen Vernunft
Kant Immanuel Kritik der Urteilskraft
Kant Immanuel Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Kant Immanuel Religion innerha d Grenzen d bloßen Vernunft
Keen Andrew Das digitale Debakel
Keynes John M. Vom Gelde
Keynes „ „ Allgemeine Theorie
Keynes „ „ „ „ der Zinsen und des Geldes
Kinzer Stephen Putsch! Geschichte d amerik Imperialismus.
Kipp Janne J BIZ Der Turmbau zu Basel
Kirkegaard S Auswahl
Kirkegaard „ Der Begriff Angst
König Joh.-G. Alle Macht den Konzernen
Kohut Heinz Narzissmus
Kosiol Erich Unternehmung als wirtschaft Aktionszentrum
Kreiner Maria Demokratie als Idee
Krüger Stephan Allgemeine Theorie der Kapitalakkumulation
Krüger (Hg) Erkenntnisprobleme der Naturwissenschaften
Küng Hans Christ sein
Küng Hans Große christliche Denker
Kuhn Thomas S. Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen
Kurzweil Ray Menschheit 2.0
Laing Ronald D. Das geteilte Selbst
Lanier Jaron Wem gehört die Zukunft?
Laotse Tao te king
Laszlo Zuhause im Universum
Laszlo Das fünfte Feld
Leibniz G. W. Monadologie
Leibniz G W. „ mit Kommentaren
Leibniz „ Lehrsätze der Philosophie
Leibniz „ Politische Schriften I
Leidinger H Kapitalismus
Lenk Kurt Ideologie
Lenk Kurt Wie demokratisch ist der Parlamentarismus
Locke John Zwei Abhandlungen über die Regierung
Locke John Bürgerliche Gesellschaft und Staatsgewalt
Locke John Ein Brief über Toleranz
Locke John Über den menschlichen Verstand 2 Bd
Lorenz Konrad Gesammelte Abhandlungen
Lorenz Konrad Das sogenannte Böse
Lorenzer/Dahn Psychoanalyse als Sozialwissenschaft
Lovelock J Gaia: Die Erde ist ein Lebewesen
Lowen Alex Körperausdruck und Persönlichkeit
Ludwiger Ill. v. Das neue Weltbild des Physikers Burkh Heim
Luhmann N. Die Wirtschaft der Gesellschaft
Luhmann N. Funktion der Religion
Luhmann N. Die Politik der Gesellschaft
Luhmann N. Liebe als Passion
Luyendijk Joris Unter Bankern
Machiavelli N. Der Fürst
Macpherson C. Die politische Theor des Besitzindividualismus
Malinowski B Geschlecht und Verdr in primitiv Gesellschaft
Mandeville B Die Bienenfabel
Marcuse Herb Der eindimensionale Mensch
Marcuse Herb Kultur und Gesellschaft 1
Marcuse Herb Kultur und Gesellschaft 2
Marcuse/Rapo Aggression und Anpassung i d Industriegesells
Marx Karl Die Frühschriften
Marx Karl Das Kapital 3 Bd.
Marx Karl Zur Kritik der politischen Ökonomie
Marx Karl Lohn, Preis und Profit
Marx Karl Das Elend der Philosophie
Marx Karl Ökonomische Aufsätze
Maslow A. H. Psychologie des Seins
Mason Paul Postkapitalismus
Mathiesen Th Die lautlose Disziplinierung
Maturana/Vare Der Baum der Erkenntnis
Mause Llo de Hört ihr die Kinder weinen
Mead Margret Jugend und Sexualität
Menasse Rob Die Zerstörung der Welt als Wille u Vorstellung
Mettner Matth Die katholische Mafia
Miegel Meinh Epochenwende
Mies Maria Patriarchat und Kapital
Mies/v.Wer Hg. Lizenz zum Plündern
Milgram Stanl Das Milgram-Experiment
Mill John Stua Über die Freiheit
Millett Kate Sexus und Herrschaft
Minsky H. P. Instabilität und Kapitalismus
Minsky H. P. John Maynard Keynes
Mises L. von Die Wurzeln des Antikapitalismus
Mises L. von Liberalismus
Mises L. von Die Bürokratie
Mitscherlich A. Die Unfähigkeit zu Trauern
Mitscherlich A. Thesen zur Stadt der Zukunft
Mitscherlich A. Die Unwirtlichkeit unserer Städte
Mitscherlich M. Psyche (Zeitschrift für Psychoanalyse)
Mittelstadt Pet Philosophische Probleme der modern Physik
Mittermaier K. Machiavelli
Moneypenny Moneymaker
Montaigne M. Essais
Montesquieu Vom Geist der Gesetze
Moore Mich Stupid white men
Morgan Marlo Traumfänger
Morus Thomas Utopia
Mounk Yascha Der Zerfall der Demokratie
Müller-Armack Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft
Münster/Picht Naturwissenschaft und Bildung
Narby Jeremy Die kosmische Schlange
Nefiodow L. A. Der sechste Kontradieff
Negt Oskar Arbeit und menschliche Würde
Neiman Susan Das Böse denken
Neiman S. Zum Glück
Neumann (Üs) Buddha
Nietzsche Frie Menschliches Allzu-Menschliches
Nietzsche „ Die fröhliche Wissenschaft
Nietzsche „ Also sprach Zarathustra
Nietzsche „ Der Wille zur Macht
Nietzsche „ Die Unschuld des Werdens 1 . 2
Nussbaum Ma Gerechtigkeit oder das Gute Leben
Ötsch W./Hora Populismus für Anfänger
Offenbartl Sus Keine Moderne ohne Patriarchat?
Ott (Hg) Alfred Preistheorie
Paech Nico Befreiung vom Überfluss
Pagels Elaine Adam, Eva und die Schlange
Papst Franzisk Evangelii Gaudium
Parsons Talcott Gesellschaften
Perkins John Bekenntnisse eines Economic Hit Man
Piaget Jean Meine Theorie der geistigen Entwicklung
Piketty Thomas Das Kapital
Piketty Thomas Kapital und Ideologie
Pinzani Alessan An den Wurzeln moderner Demokratie
Platon Sämtliche Werke
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Pörtner/Heise Die Philosophie Japans
Polanyi Karl The Great Transformation
Polanyi Karl Ökonomie und Gesellschaft
Polanyi Karl Chronik der großen Transformation
Popper Karl R. Objektive Erkenntnis
Popper „ Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Popper/Eccles Das Ich und sein Gehirn
Portmann Ado Vom Ursprung des Menschen
Portmann Ado Entlässt die Natur den Menschen
Portmann Ado Zoologie
Postman Neil Wir amüsieren uns zu Tode
Prigogine/Sten Dialog mit der Natur
Quarch Christ. Eine neue Politik für die Erde
Quint (Hg) Meister Eckehart
Radin Paul Gott und Mensch in der primitiven Welt
Randall Lisa Dunkle Materie und Dinosaurier
Randall Lisa Die Vermessung des Universums
Ranke-Heinem Eunuchen für das Himmelreich
Ranke-Heinem Nein und Amen
Rawls John Eine Theorie der Gerechtigkeit
Rawls John Politischer Liberalismus
Reich, Wilhelm Charakteranalyse
Reich, Wilhelm Die Massenpsychologie des Faschismus
Reich, Wilhelm Die Funktion des Orgasmus
Rétyi Andr von Skull & Bones
Rétyi Andr von Bilderberger
Ricardo David Sozialökonomische Texte
Richter H. E. Eltern Kind und Neurose
Richter „ Patient Familie
Richter „ Die hohe Kunst der Korruption
Richter „ Bedenken gegen Anpassung
Rifkin Jeremy Das Ende der Arbeit
Rifkin Jeremy Eine empathische Zivilisation
Rifkin Jeremy Der Europäische Traum
Rifkin Jeremy Die Null Grenzkostengesellschaft
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Rifkin Jeremy Access Das Verschwinden des Eigentums
Risi Armin Einheit im Licht der Ganzheit
Robinson Joan Die Akkumulation des Kapitals
Robinson Joan Ökonomische Theorie als Ideologie
Robinson Joan Die fatale politische Ökonomie
Robinson Joan Doktrinen der Wirtschaftswissenschaft
Rohr/Ebert Das Enneagramm
Rosnay Joel de Das Makroskop
Roth/Grün (Hg) Das Gehirn und seine Freiheit
Roth/Seifert Die zweite deutsche Demokratie
Rothbard Mur Die Ethik der Freiheit
Rousseau J.J. Verfall und Aufbau
Rousseau „ Vom Gesellschaftsvertrag
Rousseau „ Die Krisis der Kultur
Rousseau „ Träumereien eines einsamen Spaziergängers
Rutschky Kath Schwarze Pädagogik
Safranski Rüdi Das Böse
Safranski „ Wieviel Wahrheit braucht der Mensch
Sartre Jean-P Drei Essay´s
Sartre „ Der Existentialismus ist ein Humanismus
Sauer-Sachtl. Kooperation mit der Evolution
Schelling F.W.J. Ausgewählte Schriften
Schelling F.W.J. Über das Wesen der menschlichen Freiheit
Schelling F.W.J. Philosophie der Offenbarung
Schmitt Carl Der Hüter der Verfassung
Schmitt Carl Die Diktatur
Schnell Ernst H Kapitalismus und Freiwirtschaft
Schopenhauer Sämtliche Werke
Schorsch Chris Die große Vernetzung
Schumann/Gre Der globale Countdown
Schumpeter J. Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie
Schwarz Fritz Vorwärts zur festen Kaufkraft des Geldes
Schweitzer Alb Kultur und Ethik Bd. 1/2
Scott James C. Against the Grain
Searle John R. Die Wiederentdeckung des Geistes
Sedlacek To Die Ökonomie von Gut und Böse
Seneca Moralische Briefe
Seneca Vom glücklichen Leben
Senf Bernd Die Wiederentdeckung des Lebendigen
Senf Bernd Die blinden Flecken der Ökonomie
Senf Bernd Der Tanz um den Gewinn
Senf Bernd Der Nebel um das Geld
Sennett Rich Die Kultur des neuen Kapitalismus
Shah Idris Denker des Ostens
Sheldrake R. Das Gedächtnis der Natur
Simmel Georg Philosophie des Geldes
Sloterdijk (Hg) Mystische Zeugnisse
Smith Adam Der Wohlstand der Nationen
Smith Adam Theorie der ethischen Gefühle
Sölle Dorothe Phantasie und Gehorsam
Sölle „ lieben und arbeiten
Sorge Elga Religion und Frau
Spinoza Baruch Die Ethik
Sprenger/Instit Der Hexenhammer
Steinbuch Karl Falsch programmiert
Steiner Rudolf Dreigliederung von Geist, Recht und Wirtschaf
Steiner Rudolf Die Philosophie der Freiheit
Steiner Rudolf Die Apokalypse des Johannes
Stiglitz Joseph Die Schatten der Globalisierung
Stirner Max Der Einzige und sein Eigentum
Suzuki Die große Befreiung
Tanreck Bernh. Die Sophisten
Taylor Charles Das Unbehagen an der Moderne
Taylor „ Quellen des Selbst
Taylor „ Negative Freiheit
Taylor „ Hegel
Teresa von Avi Weg der Vollkommenheit
Teresa „ „ Die innere Burg
Tesla Nikola Freie Energie statt Blut und Öl
Tetens Holm Geist Gehirn Maschine
Tocqueville A d Über die Demokratie in Amerika
Tolle Eckhart Jetzt! Die Kraft der Gegenwart
Tolle Eckhart Eine neue Erde
Tolle „ Stille spricht
Tompkins/Bird Das geheime Leben der Pflanzen
Tompkins/Bird Die Geheimnisse der guten Erde
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Tufail Ibn Der Ur-Robinson oder Hajj ibn Jaqzan
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Weber Max Soziologische Grundbegriffe
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Weishaupt A Über Wahrheit und sittliche Vollkommenheit
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Wellmer Alb Kritische Gesellschaftstheorie un WissenschaWeinberg Ste Die ersten drei Minuten
Weizsäcker C.F. Der Garten des Menschlichen
Weizsäcker C.F. Wahrnehmung der Neuzeit
Weizsäcker C.F. Einheit und Zusammenhang des Wirklichen
Weizsäcker C.F. Die Einheit der Natur
Whitehead Alfr Die Funktion der Vernunft
Whitehead „ Wissenschaft und moderne Welt
Whitehead „ Abenteuer der Ideen
Whitehead „ Prozess und Realität
Wilber Ken Ganzheitlich Handeln
Wilber Ken Eros, Kosmos, Logos
Wilber Ken Integrale Psychologie
Wilber Ken Integrale Spiritualität
Wittgenstein L Logisch philosophische Abhandlungen
Wolff Hanna Jesus der Mann
Wolff Hanna Neuer Wein – Alte Schläuche
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Zenkert Georg Die Konstitution der Macht
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Zinn Karl G. Wie Reichtum Armut schafft
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Zinser Hartm Der Mythos des Mutterrecht
Zizek Slavoj Das fragile Absolute
Zizek Slavoj Der neue Klassenkampf
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